Silvianne Bürki (1986), Theologin, in Ausbildung
zur ev.-ref. Pfarrerin, Bern.

Den Segen in die Welt tragen

"Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein." Gen 12,2

Ich bin getauft. Das war mir als Kind sonnenklar. Nicht, weil ich mich an meine Taufe erinnern könnte – ich wurde als winziger Säugling getauft. Dass ich getauft bin, sagte mir vielmehr ein Bibelvers. Mein Taufvers, der mir bei der Taufe  zugesprochen wurde. Ich kenne ihn auswendig, seit ich denken kann: "Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein." Dass der Vers zunächst Abram gilt – nicht mir –, macht ihn mir nur noch wertvoller.

Gott schenkt seinen Segen Abram und Sarai. Dem Paar, das offenbar keine  Kinder bekommen kann, verheisst er Nachkommen und Zukunft. Auch wenn die Voraussetzungen dafür denkbar schlecht sind. Was für ein Segen! Und was tun Abram und Sarai? Sie vertrauen Gott und machen sich auf den Weg. Auf  Hoffnung hin. Ihr Vertrauen wird zwar geprüft, aber letztlich nicht enttäuscht  werden.
Die Geschichte geht weiter. Gottes Segen ist kein Schlusspunkt, sondern die  Grundlage für einen Auftrag. "Alle Geschlechter der Erde" sollen in Abram und  Sarai Segen erlangen (Gen 12,3). Als Gesegnete sollen die beiden Gottes Segen in die Welt tragen. Für die Welt. Das ist ihr Auftrag, ihr Lebensinn – ja, ihre neue Identität. Diese neue Identität kommt durch die neuen Namen zum Ausdruck,  die Gott ihnen gibt: Abraham und Sara.
In der Taufe wurde auch mir eine neue Identität geschenkt. Und auch diese  neue Identität ist Verheissung und Aufforderung zugleich. Ich gehöre zu Jesus Christus. Er, der Auferstandene, verspricht bei seiner Kirche zu sein, "alle Tage, bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20). Auf dieser Grundlage kann ich mich aufmachen, wie Abraham und Sara. Ob menschlich gesehen die Voraussetzungen stimmen oder nicht. Denn Gottes Segen will in dieser Welt verkörpert werden. Durch alle Zeiten. Auch heute noch.

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