«Ich tanze mit dir in den Himmel hinein, in den siebenten Himmel der Liebe. …» Foto: Pia Neuenschwander

Der 7. Himmel

Synes Ernst macht sich diese Woche Gedanken zum Ort des höchsten Glücks...

Weit weg von den Pflichten und Lasten des Alltags – nicht umsonst siedeln wir den Zustand höchsten Glücks möglichst weit weg von allem Irdischen an. Im siebten Himmel. Oder auf Wolke sieben.

Nein, das Taschentuch habe ich nicht benötigt. Wenn ich aber auf Youtube die Kommentare unter André Rieus «Ich tanze mit dir in den Himmel hinein» lese, müssen da – gemessen an den Ausrufezeichen – literweise Tränen geflossen sein: «Unbelievable!!!!!! Love listening to this, music makes the heart grow fonder!», schreibt da jemand, und ein zweiter jubiliiert: «Excelente musica!!! me encanta!!! Felicitaciones!!!!»
Besungen hat den siebenten Himmel und die romantische Liebe neben dem holländischen Schmachtgeiger Rieu auch Peter Alexander. Ihre Vorbilder waren Lilian Harvey und Willy Fritsch, die 1937 in der Filmkomödie «Die sieben Ohrfeigen» zum erstenmal das heute noch bekannte Liebesduett sangen. «Ich tanze mit dir in den Himmel hinein, in den siebenten Himmel der Liebe. Und die Erde versinkt, und wir zwei sind allein, in den siebenten Himmel der Liebe …»

Harvey und Fritsch haben das Bild vom siebten Himmel als Ort des höchsten Glücks nicht selber erfunden. Sie nahmen vielmehr eine alte Redewendung auf, die es in den verschiedensten Sprachen gibt. So alt, wie man vermuten könnte, ist sie allerdings nicht. «Sich wie im siebten Himmel fühlen» ist auf Deutsch erst seit 1838 belegt, wobei die von mir konsultierten Quellen nicht sagen, in welchem Zusammenhang der Begriff erstmals auftaucht. Vorher soll die französische Variante «Être ravi jusqu’au troisième ciel» gegolten haben.
Dass hier das höchste erreichbare Glück im «dritten Himmel» angesiedelt wurde, könnte einen biblischen Hintergrund haben: Im zweiten Korintherbrief (12,1–7) schrieb Paulus: «Ich kenne einen Menschen in Christus …, der wurde entrückt bis in den dritten Himmel …».

Die Bibel kennt die im Vorderen Orient verbreitete Vorstellung, nach der es mehrere Himmel gibt. Die Siebenzahl, die weder im Alten noch im Neuen Testament eine Rolle spielt, geht zurück auf die jahrtausendalten Kulturen der Sumerer, Babylonier und Chaldäer. Sieben Planeten, sieben Sphären – das Sinnbild einer kosmischen Ordnung. Dabei bildet der siebte Himmel den Abschluss des sichtbaren Alls. Ihm fällt deshalb eine besondere Bedeutung zu.
Das kommt sowohl im Talmud als auch im Koran zum Ausdruck: Gemäss Talmud befinden sich dort unter anderem die Gerechtigkeit, die Schätze des Lebens und des Friedens sowie der Thron der Herrlichkeit. Im Islam schliesslich ist der siebte Himmel der Ort der letzten Verklärung, den der Prophet Mohammed erreichte. Der Ausdruck «sich wie im siebten Himmel fühlen» ist auf Deutsch erst seit 1838 belegt.

Gleichbedeutend mit dem Begriff «Ich fühle mich wie im siebten Himmel» ist der Ausdruck «Ich schwebe auf Wolke sieben». Er ist wohl in Anlehnung an den hebräischen Ausdruck für den siebten Himmel entstanden: Araboth (was soviel wie «Gewölk» bedeutet). Im Englischen kennt man allerdings nur eine «cloud nine». Der Grund: Nach der Klassifizierung des «International Cloud Atlas» von 1896 ist die neunte jene von zehn Wolkentypen, die am höchsten steigt. Ob der mit «cloud 9» beschriebene Zustand der Euphorie auch schöner ist als auf «Wolke 7», ist jedoch nicht bekannt.

Synes Ernst


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