Pfingsten begeistert. Tanz als interreligiöser Dialog. Foto: zVg

Der Tanz verbindet Raum und die Zeit

Rhythmus, Farben und Musik in den Pfingstsonntagsgottesdiensten in Köniz und Wabern.

Der indische Jesuitenpater Saju George begeistert mit seinem Tanz. Es sind Rhythmus und Gesten, Farben und Musik, Bewegung und Gebet, die zusammen den Lobpreis Gottes erfahrbar werden lassen. Am Pfingstsonntag in den Gottesdiensten in Köniz und Wabern.


Im Norden Indiens traf ich den «tanzenden Jesuiten» vor neun Jahren zum ersten Mal. Nicht tanzend, sondern im Gespräch. In schlichter, engagierter Art, mit wachen, aufmerksamen Augen erzählte er von seinem neuen Projekt: Am Stadtrand von Kalkutta soll das Zentrum Kalahrdaya entstehen. Dort werden Kinder und Jugendliche aus den Dörfern der Umgebung, die zur Schicht der Dalits, der «Unberührbaren» gehören, das Tanzen erlernen und auch einen entsprechenden Berufsabschluss machen können. «Tanzen als Chance fürs Leben» für Kinder, deren Platz in der indischen Kastengesellschaft seit Jahrhunderten wie zementiert ist: am untersten Ende der sozialen Rangordnung. Und das bedeutet ein Leben in bitterer Armut, in Rechtlosigkeit und Unterdrückung.

In der Zwischenzeit hüpfen die Füsse der Kinder im Takt, stampfen den Rhythmus in den Boden. Die Finger anmutig gespreizt, heben sie die rechte Hand, um gefühlvolle Bilder in die Luft zu malen. Mit leicht gebeugten Knien, die Oberkörper kerzengerade, folgen sie in grazilen Bewegungen den Klängen der Musik. Was auf den ersten Blick so leicht und mühelos erscheint, ist das Ergebnis vieler Übungsstunden. Konzentriert hören die jungen Mädchen auf die Anweisungen des Lehrers, der im Schneidersitz vor ihnen auf einer kleinen Bank Platz genommen hat.
Ihre Gesichter verraten leichte Anspannung. Die Mädchen sind voll konzentriert. Gestik und Mimik, Hand- und Fussbewegungen, sie müssen, nach den Regeln indischer Tanzkunst, harmonisch ineinander fliessen. Doch das ist viel leichter gesagt als getan. «Unsere Zeit ist abgelaufen, aber ihr könnt noch etwas üben, wenn ihr wollt», beendet der Lehrer schliesslich, nach eineinhalb Stunden, die Trainingseinheit.
Also bleiben Sneha, Kotha, Deepa und Sushama noch eine Weile in dem schlichten Übungsraum und wiederholen barfuss, mit farbigen Tüchern um die Hüften, die eben gelernten Schrittfolgen auf dem Steinboden. Durch die geöffneten Fenster weht feuchtheisse Luft herein.

Vor wenigen Wochen traf ich ihn wieder, dieses Mal in Zürich. Wir sprachen von den Schülerinnen und Schülern, die Pater Saju, in Englisch, in Yoga, in Musik und in traditionellem Tempeltanz Bharata Natyam unterrichtet. Ein kulturübergreifender Brückenschlag, in dem sich Hindu- und christliches Gedankengut im interreligiösen Dialog verbinden und zur religiösen Bewusstseins- und Identitätsbildung der Menschen in Indien wie auch in Europa beitragen. Für Pater Saju SJ gehören Bildung, Freude am Schönen, Dialog der Religionen und gesellschaftliches Engagement zusammen. Und so entstand die Idee, dass er auf der Schweiztournee mit sieben jungen Erwachsenen, die in Kalahrdaya studiert haben, die Pfingstgottesdienste in unseren Pfarreien bereichern wird.

Edith Zingg, Theologin und Pastoralassistentin

Pfingsten begeistert
Der Jesuit Saju George und seine tanzende Truppe junger Menschen ist am Pfingstsonntag, 15. Mai, zu erleben in Köniz und Wabern: 09.30: Kirche St. Josef, Köniz 11.00: Kirche St. Michael, Wabern

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