Auf exakt 7 Pfeilern ruht die Weisheit. Foto: Pia Neuenschwander

Die 7 Säulen der Weisheit

Aus dem Buch der Sprüche - bekannt gemacht durch einen schillernden Exzentriker...

Die Bibel spricht viel von der Weisheit. Sieben Säulen hat diese nach den Worten Salomons. Doch nicht das Buch der Sprüche hat sie weltweit bekannt gemacht, sondern das Werk einer exotisch-schillernden Persönlichkeit.
 

Thomas Edward Lawrence ist wohl die umstrittenste und exzentrischste Berühmtheit, die in dieser «pfarrblatt»-Serie auftaucht. Er lebte von 1888 bis 1935, war Offizier in der britischen Armee, Archäologe, Geheimagent und Schriftsteller. Die Grenzen zwischen diesen verschiedenen, mit einem Nimbus des Geheimnisvollen umgebenen Tätigkeiten verliefen fliessend.
So nahm Lawrence, der sich früh mit den Völkern im Vorderen Orient verbunden fühlte, 1914 an einer archäologischen Expedition durch die Wüste Negev teil, die neben wissenschaftlichen Zielen auch der Aufklärung für den britischen Gemeindienst diente.

Eine Schlüsselrolle spielte er in der Revolte der Araber gegen das Osmanische Reich während des Ersten Weltkrieges, die im Oktober 1918 in der Eroberung von Damaskus durch die arabischen Freiheitskämpfer und britischen Streitkräfte gipfelte. Fortan galt er – zum Wüstenfürsten «Lawrence of Arabia» emporstilisiert – als Idol und Verkörperung des britischen Imperialismus. Für die endgültige Heroisierung war 1962 das Filmepos «Lawrence of Arabia» mit Peter O’Toole in der Hauptrolle besorgt.

Bescheiden war T. E. Lawrence nie. So mochte er das Urteil über sein Wirken nicht den Historikern überlassen. Lieber griff er gleich selber zur Feder, ruhmsüchtig und mit höchsten Ansprüchen. Seinen Bericht über den arabischen Aufstand sah er auf gleicher Höhe wie «Die Brüder Karamasow» von Dostojewski, «Also sprach Zarathustra» von Nietzsche und «Moby Dick» von Melville.
In der Tat: Das Werk, von dem vier verschiedene Fassungen vorliegen, gilt als Klassiker der Weltliteratur, obwohl der Lawrence-Biograf Richard Aldington – nicht als Einziger – ihm vorwirft, es sei ein Produkt der Fantasie. An anderer Stelle bezeichnet er ihn gar als «geborenen Lügner»: Ein Denkmalsturz, der in England einen Sturm der Entrüstung auslöste.

Lawrence hatte seinem Roman den Titel «Die sieben Säulen der Weisheit» gegeben. Diesen hatte er für ein früheres, aber nie vollendetes Werk, in dem er sieben Städte der Antike beschreiben wollte, vorgesehen. Die Titelwahl bezog sich ausdrücklich auf die Sprüche Salomons im Alten Testament, wo es heisst (Spr 9,1): «Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen.» Ausser dem Titel gibt es im Buch sonst aber keine weiteren Verbindungen zur Bibel.

In den Schriften des Alten und Neuen Testaments besitzt die Weisheit zwar einen wichtigen Stellenwert, aber eine genaue Definition der sieben Säulen fehlt. Am ehesten noch sagt Jakobus, was man darunter verstehen könnte (Jak 3,17): «Die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedfertig, freundlich, gehorsam, reich an Erbarmen und guten Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht.» Ob Jakobus bei der Niederschrift darauf geachtet hat, dass die Weisheit auf exakt sieben Pfeilern ruht?

Synes Ernst


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