Allen Weltreligionen gemeinsam sind grundlegende Werte und Moralvorstellungen. Foto: Pia Neuenschwander

Die 7 Weltreligionen

Eine klare Definition konnte bis anhin nicht gemacht werden

Zu den Dutzenden von Beispielen, welche das Charisma der Zahl Sieben belegen sollen, gehört immer auch eine Liste mit den sieben Weltreligionen.
Welches genau diese sieben Weltreligionen sind, ist allerdings nicht klar definiert. Auch dass es genau deren sieben sein sollen, ist in der Forschung Gegenstand von Diskussionen.

Der bekannte Soziologe Max Weber («Die protestantische Ethik») sprach 1915 noch von fünf Weltreligionen. Darunter versteht er fünf religiöse Systeme der Lebensreglementierung, die eine besonders grosse Menge von Anhängern aufwiesen.
Zu diesen zählte Weber die konfuzianische, hinduistische, buddhistische, christliche und islamische Ethik. Das Judentum nahm er als sechste Religion in seine Liste auf, weil dieses für das Verständnis von Christentum und Islam wichtig sei.

Beim Religionswissenschafter Gustav Mensching (1938) hingegen gehörte das Judentum fest zu den fünf ursprünglich als Volksreligion entstandenen Glaubensrichtungen, die sich später dann zu Universal- oder Weltreligionen entwickelt hätten. Den Konfuzianismus zählte Mensching nicht dazu.

Die aktuelle Diskussion über die Weltreligionen ist stark beeinflusst von den beiden Theologen Gerhard Wehr und Hans Küng. Wehr nahm 2002 den Taoismus in den Kreis der Weltreligionen auf. Hans Küng beschäftigt sich seit den 1980er Jahren intensiv mit den Weltreligionen (Projekt «Weltethos»). Aufgrund seiner Forschungen kam er zum Schluss, «dass allen Weltreligionen und philosophisch-humanistischen Ansätzen bereits grundlegende Werte- und Moralvorstellungen gemeinsam sind».

Diesen Grundkonsens an Werten, Normen und Grundhaltungen müssten die Religionen heute wieder finden. «Nur dann können sie einen Beitrag zum Weltfrieden leisten» (Zitate Webseite Weltethos).» Für Küng gibt es übrigens acht Weltreligionen: die ethnischen Religionen, wie sie noch in Australien und Afrika zu finden sind, dann die Weisheitsreligionen chinesischen Ursprungs (Konfuzianismus und Taoismus), die mystischen Religionen indischer Herkunft (Hinduismus und Buddhismus) sowie die prophetischen Religionen aus dem Nahen Osten (Judentum, Christentum und Islam).

Sortiert man die Liste der Weltreligionen nach der Zahl ihrer Gläubigen, so steht das Christentum mit rund 2,3 Milliarden zuoberst, gefolgt vom Islam mit 1,8 Milliarden, dem Hinduismus mit 1 Milliarde, dem Buddhismus mit 460 Millionen, dem Taoismus mit 385 Millionen, dem Judentum mit 15 Millionen und dem Konfuzianismus mit 6,3 Millionen.

Die erwähnten Zahlen sind Ungefährzahlen. Gemäss einer Studie des amerikanischen Pew Research Center wächst der Islam stärker als alle anderen grossen Religionen. Die Forscher prognostizieren, dass es im Jahr 2060 weltweit fast so viele Muslime geben werde wie Christen. Der Anteil der Muslime an der Weltbevölkerung werde von heute 24,1 auf 31,1 Prozent steigen, jener der Christen von 31,2 auf 31,8 Prozent. Der Grund ist die im Vergleich zum Westen höhere Geburtenrate in islamischen Ländern.

Synes Ernst


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