Bild: Pia Neuenschwander

Die 7 Worte Christi am Kreuz

Sieben letzte Worte hat Jesus am Kreuz formuliert

Die letzten Worte eines Sterbenden sind immer bedeutend. Sieben sind es, die gemäss biblischer Überlieferung Jesus am Kreuz formuliert hat. Dass es gerade sieben sind, hat mit dem Mythos dieser Zahl zu tun und hat auch viel dazu beigetragen, dass die Sieben den Ruf hat, eine göttliche Zahl zu sein.

Die Theologin Angelika Daiker leitet das Hospiz St. Martin in Stuttgart. In dieser Funktion hat sie schon Hunderte von Sterbenden und Trauernden begleitet. Aus dieser Erfahrung heraus schreibt sie: «Aus der Begleitung vieler Trauernden weiss ich, wie wesentlich letzte Worte sind, wie sehr sie sich an einem letzten Wort, das im Licht des Todes sein ganzes Gewicht bekommt, festhalten können. Letzte Worte sind so etwas wie ein bleibendes Vermächtnis. In ihnen verdichten sich wesentliche Erinnerungen.»

Das gilt auch für die von den vier Evangelisten überlieferten letzten sieben Worte Christi am Kreuz. Bis ins 6. Jahrhundert ist ihre Reihenfolge umstritten. Erst der Codex Fuldensis (547) schafft eine klare Struktur, welche in Verbindung mit dem in der jüdisch-christlichen Tradition verankerten Siebner-Mythos das Besondere dieses Vermächtnisses betont.

Es beginnt mit den drei Anfangsworten: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun», «Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein» und «Frau, siehe, das ist dein Sohn! Siehe, das ist deine Mutter!» Jesus spricht bis zuletzt von Vergebung, Gnade und Verheissung sowie Verantwortung füreinander – alles zentrale Inhalte seiner Botschaft. Im Mittelpunkt der sieben letzten Worte steht die Klage: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Es ist das einzige Wort, das gleich von zwei Evangelisten festgehalten wird. Doch die sieben letzten Worte Christi enden nicht mit dem Aufschrei, sondern mit Hinweisen auf die Bedürftigkeit, die Vollendung und das Loslassen: «Mich dürstet», «Es ist vollbracht!» und «Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!» lauten die drei Schlussworte. Zur Popularität der sieben letzten Worte Christi haben mehrere Vertonungen beigetragen, so jene von Heinrich Schütz, Joseph Haydn, César Franck und Charles Gounod. Ihre Werke zeugen bis heute von der Wucht und der Kraft, die in ihnen stecken. Allerdings glaube ich nicht, dass sich Journalistenkolleginnen und -kollegen, die etwa nach dem Slalomsieg eines Skiprofis ein «Es ist vollbracht» in die Tasten hauen, sich bewusst sind, worauf sie sich da beziehen. Die Banalisierung kennt leider keine Grenzen …

Immerhin kann man darin auch noch einen Beweis sehen, dass die sieben Worte Christi am Kreuz weiterleben. Wertvoller und nachhaltiger scheint mir jedoch die Tatsache, dass die Worte heute in der christlich geprägten Palliativ-Pflege als eine Art «Programm» gesehen werden, «das zum guten Sterben hilft». Angelika Daiker schreibt in ihrem lesenswerten Buch «Versöhnt sterben. Palliative Care im Licht der letzten sieben Worte Jesu», das sie zusammen mit Judith Bader-Reissing verfasst hat: «Sie benennen, was am Lebensende Gewicht hat.»

Synes Ernst

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