Frauen setzten 2006 gegenüber den Bischöfen ein starkes Zeichen: Mit einem mutigen Schritt machten sie deutlich, dass die Bischöfe lieber unter sich bleiben. Foto: fotolia, contrastwerkstatt

Die Auflösung der bischöflichen Frauenkommission

Im März 2006 löst sich die Frauenkommission der Bischofskonferenz auf. Dem Akt geht eine frustrierende Vorgeschichte voraus.

Im März 2006 kommt es zum Éclat: sechs der sieben Mitglieder der Frauenkommission der Schweizer Bischofskonferenz legen ihr Mandat nieder, weil sie nicht bloss Alibi sein wollen.

Seit 1989 arbeiten Frauen aus allen Bistümern ehrenamtlich in der kirchlichen Frauenkommission KFK. 2006 blickt die Mehrheit der Kommissionsmitglieder auf ein mehrjähriges Engagement zurück – und ist sichtlich frustriert. Seit einiger Zeit schon fragen die Frauen sich, wie weit «die Bischöfe überhaupt bereit [seien], sich offen und sachlich mit spezifischen Fragen und Anliegen selbständig denkender Frauen ernsthaft auseinanderzusetzen » (Pfarreiblatt Zug, 16. April 2006). Die Frauenkommission erhielt zwar eine offizielle Website und konnte gelegentlich mit Vertretern der Bischofskonferenz ein Glas Wein trinken, inhaltlich aber liefen ihre Bemühungen ins Leere.

Nun legen sechs Kommissionsmitglieder ihre Arbeit nieder: Die Bischofskonferenz betrachte die KFK als blosse Alibi-Kommission. Als Begründung nennen die Frauen die langjährige Unterbesetzung der Kommission. Auf Vorschläge für neue Mitglieder gingen die Bischöfe nicht ein und lehnten sie schliesslich ab. Zudem hätten sie jahrelang keine Aufträge und Anfragen mehr erhalten. Dem Wunsch, eine Traktandenliste zu erhalten, um für anstehende Entscheide der Bischofskonferenz Argumente aus Frauensicht beizutragen, wurde nicht oder in letzter Minute entsprochen. Die in Eigenregie aufgenommenen Themen wie Diakoninnenweihe, Würde des sterbenden Menschen etc. wiederum interessierten die Bischöfe nicht. Die Unterzeichnenden verzichten deshalb darauf, «in diesem Gremium weiterzuarbeiten und werden ihre Kräfte und Ideen zu Gunsten einer geschwisterlichen Kirche anderweitig einsetzen » (kath.ch).

Ein gemeinsamer Rücktritt statt eines schleichenden Austretens der einen und der anderen ist ein starkes Zeichen. Die Tatsache, dass Frauen aus allen Bistümern, auch aus dem Tessin und der Westschweiz, das Rücktrittsschreiben unterschrieben haben, macht es noch stärker. Doch Bischöfe sind an einer Fachkommission nicht interessiert; sie wandeln an ihrer Sitzung im Juni die Kommission in einen Frauenrat um, der nur noch intern eine beratende Stimme hat. Eine Umstrukturierung, die schon länger geplant war, so der damalige Generalsekretär Abt Martin Werlen. Nur die betroffenen Frauen wussten nichts davon.

Angela Büchel Sladkovic

Hinweis: Website des Frauenrates, Fachgremium der Schweizer Bischofskonferenz


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