Ökumenisches Taizégebet: Gemeinsames pflegen. Foto: Pia Neuenschwander

«Die gesungenen Gebete bringen mich in Fluss»

Ein Besuch beim Taizégebet im ökumenischen Zentrum in Kehrsatz.

Die Gesänge der Communauté von Taizé werden weltweit gesungen. Agnes Komárek und Dora Hürlimann berichten, warum sie regelmässig am Taizégebet im ökumenischen Zentrum in Kehrsatz teilnehmen bzw. es freiwillig mittragen.

Interview: Anouk Hiedl


«pfarrblatt»: Bei Taizé-Feiern liegt der Fokus auf Gesängen, Gebeten und Textimpulsen, es gibt keine Predigt. In Kehrsatz werden die Taizélieder auf der Gitarre begleitet. Singen die Leute trotzdem mit?

Dora Hürlimann (DH): Ja, sie kommen meist wegen des Singens, und wir füllen den Raum oft mehrstimmig. Die Texte und Melodien begleiten mich dann durch den Alltag.

Agnes Komárek (AK): Die Strophen werden oft wiederholt und dabei immer sicherer. Das vertieft die Texte sehr schön.

Wie bauen Sie Ihre Taizé-Feiern auf?

DH: Die Gesänge machen mindestens drei Viertel der Feiern aus. Als Text wähle ich das Evangelium, die Lesung des Tages oder das Tagesgebet. So setzen wir uns oft mit weniger bekannten Texten auseinander, die wir mit den Fürbitten individuell vortragen.

Wo Worte und Gedanken aufhören, wird man ruhig. Man kann sich auf Gott ausrichten, danken, bitten, loben oder hoffen.

DH: Ja, Stille ist wichtig. Ich verzichte darauf, die Lieder anzukündigen, und gebe allen Teilnehmenden einen ausgedruckten Ablauf. Nach dem Evangelium halten wir fünf Minuten Stille. Das lässt Raum für Gedanken und führt oft zu spannendem Austausch, wenn wir danach gemeinsam Tee trinken.

Wie nehmen Sie Taizé- gebete im Vergleich zu Gottesdiensten wahr?

AK: Die persönlich formulierten Fürbitten sind anders. Das viele, lange Singen ist ein berührendes Eingebettet-sein in gesungene Gebete. Zugleich bin ich so aktiver als in einem traditionellen Gottesdienst. Das bringt mich in Fluss.

DH: Aus dem Gottesdienst vertraut sind Vaterunser, Fürbitten und Segen. Durch das gemeinsame Singen im Taizégebet sind wir eins, das gibt noch mehr Gemeinschaft.

Wie sind die Taizé-Feiern in Ihrem «Öki» entstanden?

DH: Die Idee dazu entstand, als die Katholik*innen 2014 eingeladen wurden, ihre Bedürfnisse ans «Öki» zu äussern. Ökumenische Taizé-Andachten wurden genannt und begrüsst. Daraufhin fragte unsere Pastoralassistentin an, wer bei Taizé-Andachten mit von der Partie wäre. Weil ich Taizé-Lieder kannte, habe ich mich gemeldet. Wir waren damals zu fünft.

Wer nimmt an den Taizé-Feiern teil?

DH: Wir sind eine kleine Gruppe. Ich spreche Menschen an, von denen ich weiss, dass sie gerne singen, oder die ich im Gottesdienst antreffe und noch nicht kenne. Einige informiere ich per Mail, so vergessen sie den Termin nicht. Das wird geschätzt. Leider kennen wir uns im Dorf aber nicht so gut, als dass wir wüssten, wer an meditativem Gesang interessiert ist. Dass jemand aufgrund der Ausschreibung kommt, ist selten. Neue kommen eher, wenn ich den direkten Kontakt gesucht habe.

Wären die Taizégebete ohne Freiwillige wie Sie möglich?

DH: Am Anfang haben wir einander geholfen, den Raum einzurichten. Als die Taizégebete kurz vor dem Aus standen, weil zu wenig Menschen teilnahmen, habe ich deren Organisation von der Pastoralassistentin übernommen. Ich lege die Daten fest, plane den Ablauf und richte den Raum der Stille ein. Es scheint schon so, dass es nicht rentiert, angestellte Theolog*innen dafür einzusetzen.

Warum engagieren Sie sich fürs Taizégebet?

DH: Das meditative, singende Beten und die Ökumene sind mir wichtig. Es liegt mir am Herzen, Gemeinsames zu pflegen statt Trennendes zu betonen. Manchmal hören wir einander auch einfach zu und teilen Sorgen und Freuden.

 

 

1942 gründete der Schweizer Theologe Roger Schutz den ersten ökumenischen Männerorden, die Communauté von Taizé. Bekannt ist diese internationale Gemeinschaft heute auch dank den Taizé-Jugendtreffen, zu denen jährlich Zehntausende kommen.
Taizé-Feiern im Kanton Bern: www.kathbern.ch/taize

 

 

 

 

 

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