Mathias Mütel, Bildungsbeauftragter des Bistums Basel. Foto: zVg

Die Kunst zu streiten

Bistumskolumne von Mathias Mütel

In letzter Zeit begleitet mich ein Zitat des deutschen Dichters und Komponisten Leopold Schefer (1784–1862): «Wenn du um etwas streitest, streite so, dass du das nicht versehrst, worum ihr streitet.» Allzu oft habe ich den Eindruck, dass das Evangelium, um das wir in der Kirche streiten, bei der Art und Weise, wie wir diesen Streit führen, Schaden nimmt. Wie traurig ist es, wenn die Freude des Glaubens dadurch beschädigt wird. Doch wie können wir das verhindern?

Zwei Punkte scheinen mir wichtig: Erstens, das Gegenüber verstehen; zweitens, Gemeinsamkeiten finden. Gemeinsamkeiten können wir finden, wenn wir auf die gemeinsamen Grundlagen, auf die Quellen, aus denen sich unser Glaube nährt, schauen. Schon Erasmus von Rotterdam (~1466–1536) u. a. suchte durch die Rückkehr zu den Quellen das Christentum neu zu beleben und Spaltungen zu überwinden. Dieser Ansatz kann aber nur Erfolg haben, wenn es uns gleichzeitig immer mehr gelingt, diejenigen mit ganz anderen Meinungen, Positionen und Einstellungen zu verstehen und ihren spezifischen Blick auf die Quellen wertzuschätzen. An diesem Punkt setzt auch der Bildungsbegriff des Philosophen Hans-Georg Gadamer (1900–2002) an, wenn er definiert: «Bildung heisst, sich die Dinge vom Standpunkt eines Anderen ansehen können.» In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass wir immer gebildeter werden.

Mathias Mütel, Bildungsverantwortlicher des Bistums Basel

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