Die Weisheit in Märchen und religiösen Geschichten

Buch-Tipp

Was verbindet Aschenputtel mit dem biblischen König David? Rotkäppchen mit dem Wolf von Gubbio aus den Legenden um den Heiligen Franziskus oder das Sterntalermädchen mit der Witwe von Sarepta, der Elijas begegnet? Sowohl die Bibel wie die Grimm’schen Märchen erzählten mittels Bildern von existenziellen Wahrheiten, so die These des Luzerner Theologen Josef Imbach. Beide zeigten, dass «unsere Welt nicht heil ist. Und dass wir hoffen dürfen, dass das Böse nicht das letzte Wort erhält», schreibt er im Vorwort.

Seine zehn Märchendeutungen stützen sich auf die Erkenntnisse der bekannten Psychologin Verena Kast und des Psychoanalytikers und Theologen Eugen Drewermann. Imbach zieht dabei zahlreiche Parallelen, vor allem zu anderen literarischen, aber auch zu biblischen und anderen religiösen Geschichten.

Er spart nicht mit kritischen Anmerkungen gegenüber einseitig moralischer Märchendeutung, deren Ursprung er auch in kirchlichen Weltbildern verortet. So sei etwa das Märchen «Die Sterntaler» keine Einladung zur Selbstaufgabe, sondern erinnere schlicht daran, dass mittellose Menschen oft ein offenes Herz für jene hätten, denen es noch schlechter gehe.

Im Vergleich zu den literarischen Texten kommen die explizit biblischen Geschichten leider etwas zu kurz weg, was in Anbetracht des Untertitels enttäuschen mag.

Sylvia Stam
 

Josef Imbach: Vom fröhlichen Hans und dem heiligen Franz. Die Weisheit der Märchen und die Bibel. Theologischer Verlag Zürich, 2021. Fr. 24.80
 

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