Der Samichlous und seine Helfer*innen. Foto: Françoise Alsaker

«... Du liebe Maa, gäu, du muesch ou Häufer ha!»

Mit Herzblut im Hintergrund.

Mit Herzblut halten Françoise Alsaker und Sandra Handrischick jährlich die Fäden für die Samichlousbesuche in der Region Ittigen-Bolligen in der Hand – von den Anmeldungen über die Zeit- und Tourenplanung bis hin zum Abschlussessen für alle. Hinter den Kulissen helfen auch Fahrer und Schminkerinnen mit, dass der Samichlous und sein Schmutzli rechtzeitig und richtig gestylt an der Haustür klingeln.

Damit Anfang Dezember alles rund läuft, beginnen Françoise Alsaker und Sandra Handrischick vom Pfarreiverein Petrus und Paulus Ittigen und Bolligen bereits im September mit den Vorbereitungen für die Samichlousbesuche.

Dieses Jahr sind sieben Teams an drei Abenden unterwegs. Sie besuchen 20 Familien, zwei Altersheime und drei grössere Anlässe für Kinder. «Im Sack geben wir den beiden Mandarinli, Nüssli und Schoggi mit, die sie unterwegs an Passant*innen verteilen können», sagt Françoise Alsaker. Bis es so weit ist, gilt es, die Teams zusammenzustellen, alle Anmeldungen zu sichten, zu bestätigen und machbare Tourenpläne pro Team und Abend aufzustellen.

Am Nachmittag vor ihrem Auftritt werden die Samichläuse und Schmutzlis mit Liebe zum Detail angezogen, geschminkt und frisiert. Sechs Schminkerinnen legen sich dafür gestaffelt je eine gute Stunde lang ins Zeug. Bald treffen die Fahrer ein, und es kann losgehen. Das ganze Projekt ist ökumenisch. «Katholisch sein ist keine Voraussetzung. Weder bei den Familien noch im Team fragen wir nach der Konfession. Wichtig ist, diese Tradition zu leben und sie weiterzugeben», sind sich Françoise Alsaker und Kurt Infanger einig.

Letzterer ist seit bald 20 Jahren Samichlous. Wie kommt man zu diesem Traumberuf vieler Buben? «Die meisten fangen als Schmutzli an», so Infanger. «Ich wurde angefragt, als Not am Mann war, und bin ohne Lehrlingszeit direkt eingesprungen. Vorgängig habe ich Tipps von erfahrenen Chläusen eingeholt, das war wichtig.» Nicht alle Schmutzlis machen den Rollenwechsel zum Samichlous – zu gross ist der Respekt vor dem Rampenlicht, in dem man geistesgegenwärtig reagieren beziehungsweise improvisieren muss. «Es ist schwierig, Nachwuchs zu finden», berichtet Alsaker. «Einmal suchte ich in meinem Quartier Ersatz für einen kranken Schmutzli. Ein Nachbar ist zum Glück spontan eingesprungen und macht weiter mit.»

Damit alle weniger Arbeit und mehr Spass hätten, sei es wichtig, die anstehenden Aufgaben auf möglichst viele Leute zu verteilen. Anders als in Vereinen engagiere man sich für den Samichlous einmal pro Jahr. «In meinem Leben», so Kurt Infanger, «ist der Samichloustag immer ein Highlight.» Die ersten Samichlousbesuche organisierte der Familienverein, es herrschte ein tragender Gemeinschaftsgeist. Nun sind alle älter geworden, und der heutige Pfarreiverein zählt weniger Mitglieder. Alsakers Fazit: «Die Welt hat sich verändert. Je weniger wir im Team werden, desto zerbrechlicher wird das Ganze. Wir brauchen neue Leute, die sich engagieren wollen. Nur so kann der Samichlous weiterhin zu den Kindern kommen.»

Nach ihren Touren kehren die Teams jeweils müde, aber zufrieden zurück. Die Helfer*innen kommen nochmals zum Einsatz: Sie schminken ab und werden die feinen Gewänder und Echthaarperücken sorgfältig reinigen. «Auch der empfindlichste Stoff wird wieder wie neu. Eine Mitwirkende hat ein richtiges Zauberhändchen dafür», schmunzelt Alsaker. Im Pfarrsaal duftet es fein. Das Organisationsteam hat für Speis und Trank gesorgt, und auf jedem Platz wartet ein gefülltes Samichloussäckli. Der Austausch über das Erlebte kann beginnen.

Anouk Hiedl

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