Hugo Fasel und Mandy Zeckra. Foto: kath.ch Sylvia Stam

Dummes Geschwätz

Knausrig und realitätsfremd: So zeigt sich die Schweiz laut Caritas in der Syrienkrise. Wirklich geholfen, die Krise zu bewältigen, wird nur begrenzt.

Nach fünf Jahren Krieg in Syrien zieht Caritas Schweiz eine düstere Zwischenbilanz: während sich die humanitäre Lage vor Ort massiv verschlechtert habe, reagiere die Schweiz knauserig und realitätsfremd.

Das katholische Hilfswerk fordert eine Aufstockung der Syrienhilfe und Entschiedenheit in der Aufnahme von Flüchtlingen, wie Direktor Hugo Fasel am 4. April in Bern sagte. Für die Omnipräsenz des Flüchtlingsthemas auch in der Schweiz sieht Fasel zwei Ursachen: einerseits das Ausmass der Flüchtlingskrise und ihrer medial präsenten Tragödien, andererseits aber auch die Art und Weise, wie hierzulande darüber diskutiert wird. Das sei nichts anderes als «gezielte politische Bewirtschaftung und populistische Angstmache », so Fasel. Er vermisst in dieser Diskussion eine Analyse der Ursachen: Der Alltag in Syrien sei von Bombardierungen geprägt. Vergewaltigungen, Entführungen, Organhandel seien an der Tagesordnung. Das Argument, die Schweiz könne nicht die ganze Welt aufnehmen, hält er angesichts solcher Tatsachen für «dummes Geschwätz», denn: «Wenn es irgendwie geht, bleiben diese Leute in Syrien! » Flucht sei nur der letzte Ausweg. Auch wenn es schwierig sei, exakte Zahlen zu erheben, so seien von den einst 23 Millionen Einwohnern Syriens noch immer etwa 19 Millionen im eigenen Land, wenn auch ein Drittel davon als Vertriebene. 2,7 Millionen seien in der Türkei, 1,1 Millionen im Libanon, 650000 in Jordanien und 250000 im Irak. Demgegenüber nimmt sich die von Caritas genannte Zahl von 1,5 Millionen nach Europa geflüchteter Syrer klein aus, das entspricht 0,2 Prozent der europäischen Gesamtbevölkerung. Caritas hat bisher Projekte in der Höhe von 18 Millionen Franken in Syrien, im Irak, in Jordanien und im Libanon realisiert, auf der Balkanroute in Griechenland weitere 2,8 Millionen Franken. Die grösste Herausforderung bestehe in der Gleichzeitigkeit von Soforthilfe und langfristiger Hilfe, wie Mandy Zeckra, Programmverantwortliche Syrienkrise/ Flüchtlinge ausführte. Im Libanon und in Jordanien entwickelt Caritas beispielsweise Massnahmen im Bereich der Landwirtschaft. So sollen Selbstversorgung und Basiseinkommen verbessert werden.

Sylvia Stam, kath.ch/jm

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