Ivan Beeler, als Bäcker im Volontariat für Voyage-Partage in Peru. Foto: zVg

Eigene Werte hinterfragen

Junge Volontäre im Rahmen von kirchlichen Projekten in Asien, Afrika oder Lateinamerika: Die Organisation Voyage-Partage machts möglich.

Voyage-Partage wurde 1991 in der Westschweiz gegründet und ermöglicht jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren einen Kurzzeiteinsatz in einem kirchlichen Projekt in Afrika, Asien oder Lateinamerika. 10–15 junge Frauen und Männer entscheiden sich jährlich für einen Volontariatsplatz. Alexandra Stocker koordiniert die Einsätze für die Deutschschweiz.

«pfarrblatt»: Alexandra Stocker, was ist der Zweck von Voyage-Partage?
Alexandra Stocker: Voyage-Partage bietet jungen Menschen die Möglichkeit, ein Volontariat in Afrika, Asien oder Lateinamerika zu absolvieren. Unsere Volontäre erhalten einen Einblick in das Leben und die Arbeit der Gastgeber im Einsatzland. Sie setzen sich mit der anderen Kultur, mit anderen Lebensgewohnheiten, anderen Traditionen und mit der Armut auseinander. Die jungen Menschen werden dadurch auch mit den eigenen Lebens- und Glaubensfragen und der eigenen Kultur konfrontiert. Nach der Rückkehr sehen sie vieles mit anderen Augen und lernen die Mitverantwortung für die Mitmenschen und unsere Welt neu wahrnehmen.

Voyage-Partage ist in der Deutschschweiz der Missionskonferenz, einem Netzwerk der katholischen Kirche, angeschlossen. Geht es ums Missionieren und was heisst das?
Der Begriff «Mission» ist noch immer sehr negativ behaftet. Dabei hat ein grosser Wandel zu früher stattgefunden. Unsere Mission sehen wir darin, dass wir mit den Menschen vor Ort in einen gleichberechtigten Dialog kommen möchten und dass wir uns gegenseitig kennenlernen können. Unsere Rückkehrenden erzählen immer wieder, dass sie viel mehr erhalten haben, als dass sie geben konnten. Die zwischenmenschlichen Begegnungen werden als unglaublich herzlich empfunden und hinterlassen gegenseitige Spuren.

Wer sind die GastgeberInnen in den jeweiligen Ländern?
Wir können unsere Volontariats-Plätze über verschiedene Missions-Gemeinschaften vermitteln, welche ihre Mutter oder Vater Häuser hier in der Schweiz haben. Diese Gemeinschaften haben oft schon viele Jahrzehnte ihre Missions-Projekte in verschiedenen Ländern am Laufen. In diese Missions-Projekte dürfen dann unsere jungen Leute sich für einige Monate als Gast eingeben. Wir vermitteln die Plätze ganz individuell angepasst an die Möglichkeiten und Wünsche der Interessierten. Es ist ein Unterschied, ob jemand von der Matura her kommt und ein Zwischenjahr vor einem Studium absolvieren will oder ob eine Lehrperson eine Auszeit nimmt und eine neue Schulerfahrung machen möchte. Solche individuelle Wünsche können mit den Gastgebenden besprochen und darauf eingegangen werden.

Was für Eindrücke bringen die jungen Menschen von ihren Einsätzen zurück in die Schweiz?
Hier ein paar Zitate von Zurückgekehrten: «Ich lernte von den ‹armen› Menschen, Freude am einfachen, alltäglichen Leben zu haben und Hoffnung und Kraft aus dem Glauben zu schöpfen.» (Bettina,4Monate Indien); «Ich denke immer noch viel über mich und meine Werte nach. Ich habe erfahren, wie es ist, fremd zu sein. Ich bin geduldiger mit mir und anderen geworden.» (Melanie, 6 Monate Tanzania).
Ich höre immer wieder von Zurückgekehrten, dass sie tief beeindruckt waren über die Gastfreundschaft, welche sie erfahren durften, trotz der grossen Armut, die sie gesehen haben. Die jungen Menschen lernen sich selber besser kennen und nehmen viele neue Erkenntnisse, aber auch Fragen mit in ihren Alltag in die Schweiz.

Mit welchen Kosten muss ein/e VolontärIn rechnen?
Die Volontäre bezahlen eine Einschreibegebühr, einen Beitrag an die Vorbereitungsweekends, die medizinischen Abklärungen wie Impfungen, die Versicherungen und die Reisekosten. Im Volontariat selber bezahlen die Volontäre nichts mehr, sie bekommen Kost und Logis vor Ort.

Wie sind Sie selbst zu Voyage-Partage gestossen?
Ich war mit meiner Familie 2003 in einem Einsatz mit der Bethlehem-Mission Immensee in Haiti. Nachunserer Rückkehr sah ich diese Stelle ausgeschrieben und da wusste ich genau, dass ich sehr gerne meine gemachten Erfahrungen in diesem Rahmen weitergeben möchte. Es ist eine spannende Arbeit, die jungen Menschen in dieser für sie sehr prägenden Zeit begleiten zu können.

Die Kirche zieht sich mehr und mehr mit finanzieller Hilfe zurück. Warum? 
Das ist eine schwierige Frage, welche ich nur ansatzweisebeantworten kann. Auf Grund der knappen Finanzen der Kirche Schweiz werden die Prioritäten anders gesetzt. Da haben wir keinen Einfluss darauf. Als kirchliches Jugendprogramm sind wir auf ein finanzielles Standbein angewiesen, welches wir nun neu am Suchen sind. Das können wir eigentlich kaum verstehen, da unser Projekt die dringend notwendige Nachwuchsarbeit in der Kirche fördern kann. Es existieren für junge Leute viele Möglichkeiten für Auslanderfahrungen, doch Möchten wir mit Voyage-Partage ein spezifisch christliches Angebot anbieten, welches von der Kirche Schweiz auch entsprechend mitgetragen werden sollte. Natürlich haben wir Verständnis dafür, dass sich die Kirche Schweiz in einem schwierigen Umfeld befindet, und deshalb möchten wir auch die Eigenfinanzierung weiter erhöhen.

Sie suchen neue Leute für den Vorstand. Was für Kräfte suchen Sie?
Um die Weiterführung von Voyage-Partage zu ermöglichen, brauchen wir neue mitdenkende Leute. Die Ehemaligen engagieren sich sehr oft An Workshops und Standaktionen, für eine Vorstandsarbeit ist es aber vom zeitlichen Rahmen her eher schwierig für die jungen Leute. Wir suchen Personen, welche ihre eigenen Erfahrungen im Süden hier in der Schweiz weitertragen möchten und die bereit sind, in Pfarreien und Jugendverbänden neue Jugendliche für Einsätze mit VoyagePartage zu begeistern und durch Öffentlichkeitsarbeit z. B. bei Stiftungen neue finanzielle Quellen zu erschliessen.

Interview: jm

VoyagePartage Deutschschweiz
Die Welt anders erleben und sich gleichzeitig sinnvoll betätigen. Das ermöglicht Ihnen Voyage-Partage. Kontakt für erste unverbindliche Abklärungsgespräche: Alexandra Stocker, Koordinatorin
Alpenquai 4, Postfach 3309, 6002 Luzern
Website von Voyage-Partage
Telefon 041 227 59 64
Nächste Vorbereitungsweekends:
Freitag bis Sonntag, 20. bis 22. Mai in Ingenbohl
Freitag bis Sonntag, 9. bis 11. September in St. Gallen

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