Das kirchliche Leben hat Zukunft:
Paul Hengartner Foto: Neuenschwander

Ein ewiges Licht zieht um

Gemeindeleiter Paul Hengartner über den Verkauf der Kirche Heiligkreuz und vernünftige Gründe für den Umzug nach Bremgarten.

Die katholische Kirche Heiligkreuz Bern-Tiefenau wird der Rumänisch-orthodoxen Kirche St. Georg, Bern verkauft. An der Sitzung des Grossen Kirchenrates der Region Bern vom 22. November wurde dem Verkauf zugestimmt. Dafür werden die Kirche und das Zentrum St. Johannes in Bremgarten saniert und umgebaut. Zudem mietet sich die reformierte Kirchgemeinde im katholischen Zentrum in Bremgarten ein. Ein «zukunftsoffener Weg», meint Pfarreileiter Paul Hengartner.

«pfarrblatt»: Sie sind Verantwortlicher des Pastoralraumes Bern Nord. Nun verkaufen Sie eine ihrer Kirche. Ist das nicht schwierig?

Paul Hengartner: Klar ist es schwierig, aber es gibt vernünftige Gründe, welche diesen Schritt erklären. Ich begann mit meiner Arbeit vor vier Jahren und schon damals war von Veränderungen in Tiefenau die Rede. Ich kam von aussen, wurde mit diesem Problem konfrontiert und sah, dass ein Verkauf Sinn machen kann.

Was sind die vernünftigen Gründe?

Für die kroatische Mission, die seit über 30 Jahren die Heilig Kreuz Kirche benützt und jeden Sonntag die Kirche mit ihren Gläubigen aus dem MeienbergGrossraum Bern füllt, ist es nicht vernünftig und schwer zu akzeptieren. Heiligkreuz ist eine kleine zweigeteilte Pfarrei. Für zwei Gottesdienste pro Woche, für einige wenige ältere Personen und für vielleicht acht weitere Anlässe für Senioren im Jahr sind die Unterhaltskosten in Bern-Tiefenau einfach zu hoch. Dazu kam, dass im Johanneszentrum in Bremgarten Sanierungsarbeiten anstanden.
Zwei Drittel der Pfarreiangehörigen fühlen sich zur zweiten Kirche auf dem Pfarreigebiet in Bremgarten zugehörig. Von Herrenschwanden bis Wahlendorf leben viele Familien, da wird gebaut. In den nächsten 20 Jahren hat deshalb in Bremgarten das kirchliche Leben mehr Zukunft.

Trotzdem: Für Gläubige, die über Jahre eine emotionale Bindung zu Heiligkreuz aufbauten, wird der Verkauf nicht einfach sein.

Ich habe einige Gespräche mit Menschen geführt, die den Verlust der Kirche bedauern. Ich verstehe das. Ihre Kinder wurden hier getauft, haben ministriert, einige heirateten hier. Auch für die Lektorengruppe, die in Heilig Kreuz an den Gottesdiensten mitwirkte, war es nicht einfach. Heute verstehen sie mehrheitlich den Entscheid und werden sich weiter engagieren.

Noch ein Wort zur kroatischen Mission. Diese ist mit der Situation nicht sehr glücklich, muss sie doch nach Bethlehem in die reformierte Kirche umziehen.

Sie war in Heiligkreuz gut aufgehoben, natürlich. Wir haben jährlich den Tag der Völker zusammen gefeiert, aber sonst gab es wenig Berührungspunkte. 80% der kroatischen Gläubigen leben in Bern West, so macht der neue Begegnungsort auch ökologisch viel Sinn.

Das Team Heiligkreuz zieht nun nach Bremgarten. Das Johannes-Zentrum wird ökumenisch?

Nicht ganz, das reformierte Pfarrteam von Bremgarten mietet sich mit Sekretariat in unserem Zentrum ein. Hier sind wir zukunftsoffen, d.h. die ökumenische Zusammenarbeit wird sich entwickeln. Wenn es auch eine reformierte und eine katholische Hausglocke geben wird (lacht) – die beiden Sekretariate sind in einem Raum.

Am 17. Dezember wird die Kirche in Bremgarten eingesegnet.

Genau, Weihbischof Denis Theurillat wird in einem festlichen Gottesdienst die Kirche St. Johannes einsegnen, den neuen Ambo und den neu-platzierten Tabernakel. Der Altar bleibt derselbe und braucht deshalb nicht nochmals geweiht zu werden. Es gibt anschliessend einen Apéro riche und man kann zum ersten Mal die noch nicht bezogenen Räume im Zentrum erkunden.

Dann folgen weitere wichtige Schritte.

Am 19. Dezember ziehen wir in die Büros ein. Am 14. Januar wird zur Weltgebetswoche der Einheit der Christen das Johannes-Zentrum offiziell eröffnet mit einem grösseren Fest und einem Tag der offenen Tür. Und am 21. Januar folgen dann die sogenannte Entwidmung der Kirche Heiligkreuz und die symbolische Übergabe an Pfarrer Laurentiu Prekup von der rumänisch-orthodoxen Kirche.

Entwidmung?

Wenn eine Kirche, die aufgegeben wird, einem Heiligen gewidmet ist, werden die Reliquien dieses Heiligen, die in der Kirche aufbewahrt werden, herausgenommen. Reliquien sind zum Beispiel Knochen oder Gegenstände von den jeweiligen Heiligen. Der Tabernakel wird leergeräumt, die Osterkerze weggetragen und das ewige Licht wird gelöscht. In der Feier werden wir Brot segnen, dass anschliessend in einer Agape mit Wein miteinander geteilt wird. Da werden auch die kroatischen Gläubigen dabei sein.

Für alle Beteiligten ist das ein aufwändiger Weg. Wie gehen Sie persönlich mit diesen Herausforderungen um?

Ja, es war und ist aufwändig, aber wenn sich der ganze Prozess immer gut begründet vorwärts bewegt, ist das auch sehr befriedigend. Ich bin, um es nochmals zu betonen, zukunftsoffen zuversichtlich. Wir sind ein gutes Team, das motiviert ist, ein vielfältiges Pfarreileben – von Bremgarten aus – zu gestalten.

Interview: Jürg Meienberg

Termine des Umzugs
Sonntag, 17. Dezember, 11.00, Einsegnung des Johannes-Zentrum, Bremgarten. Mit Weihbischof Denis Theurillat. 14. Januar, 10.00, ökumenische Eröffnungsfeier Johannes-Zentrum Bremgarten mit Tag der offenen Tür. 21. Januar, 11.00, Entwidmung der Kirche Heiligkreuz, Bern-Tiefenau. Mit Bischofsvikar Arno Stadelmann. 28. Januar: 1. Gottesdienst Kroaten in der reformierten Kirche Bern-Bethlehem.

Pfarrei Heiligkreuz Bern

 

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