Auf dem Dach des ökumenischen Zentrums Kehrsatz gibt es neu Solarpanele. Foto: Symbolbild, iStock

Ein Stromsegen auf dem Dach in Ittigen

Ökumene und Umwelt

Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Ökumenischen Kirchlichen Zentrums Ittigen erweist sich als Goldgrube für Energie und ist Ausdruck eines Konzepts zur Nachhaltigkeit, an dem anfänglich auch die katholische Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung mitgewirkt hat.


Von Hannah Einhaus


Bald zwei Jahre ist sie in Betrieb, die Photovoltaikanlage des Ökumenischen Kirchlichen Zentrums Ittigen (ÖKZI) und erzeugt mehr Energie als das Zentrum braucht. Die Anlage ist jedoch nicht einfach eine Ansammlung von 108 Solarzellen auf dem 173 Quadratmeter grossen Dach, sondern die Umsetzung einer grösseren Vision: Das Zentrum will seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Umgang mit der Natur und den Mitmenschen leisten.

SHALOM nennt sich das 2014 verabschiedete Konzept, jeder Buchstabe steht für eine Leitlinie: «Schöpfung bewahren», «Heizkosten und Energie sparen», «Anlässe nachhaltig planen», «Leben schützen», «Oekologisch handeln» und «Menschen willkommen heissen». Shalom ist wiederum das hebräische Wort für Frieden.

Die Photovoltaikanlage ist in diesem grösseren Kontext nicht das einzige, aber das sichtbarste Projekt des ÖKZI. Wer mit Gott, der Umwelt und den Mitmenschen Frieden schliessen und die Schöpfung Gottes sowie die Vielfalt von Leben auf diesem Planeten wahren will, benutzt wie das Zentrum entsprechendes Kopierpapier, recycelt den Abfall und spart Energie mit betriebsoptimierter Heizung.

Wer den Raum verlässt, löscht das Licht. Um Menschen willkommen zu heissen, gab es in den fünf Jahren seit der Verabschiedung der Leitlinien nach Angaben des Mitverantwortlichen Felix Reutimann einmal ein Abendessen für und mit Flüchtlingen.

Ökumene trotz Ausstieg der Katholiken bei der Anlage

Am ÖKZI beteiligt sind die reformierte Kirche Ittigen und die Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung. Einen äusserer Anlass wie eine Naturkatastrophe sei damals nicht der Auslöser gewesen, um die Leitlinien zu formulieren, sagt Reutimann auf Anfrage weiter.

Bei der Ausarbeitung von «Shalom» und der Photovoltaikanlage war die katholische Seite anfänglich aktiv beteiligt. Bei der konkreten Planung der Anlage lehnte die katholische Seite im Jahr später eigene Investitionen ab, stellte aber ihren Anteil an der Dachfläche zur Verfügung.

Die reformierte Seite übernahm die alleinige Umsetzung und wurde von der reformierten Landeskirche Refbejuso sowie vom Bund mit je 20 Prozent subventioniert. Bereits im ersten Betriebsjahr vom Juni 2017 bis Mai 2018 lag die Stromerzeugung von 31.7 MWh gut zehn Prozent über den Erwartungen. Nach Angaben des Betriebsverantwortlichen Jene Novakovic unterstützte die Anlage so die Nachhaltigkeitsziele des ÖKZI.

Die Investitionskosten lagen bei 73'000 Franken, die Betriebskosten laut Novakovic praktisch bei Null. Das Zentrum bereitet sich derzeit für eine Zertifizierung für den «Grünen Güggel» vor. Diese Auszeichnung steht für kirchliches Umweltmanagement und wird von der Organisation «oeku – Kirche und Umwelt» verliehen. Im Rückblick hatte der Ausstieg der katholischen Seite aus dem Photovoltaikprojekt keine negativen Folgen. Der ökumenische Betrieb mit gemeinsamen Aktivitäten wie Gottesdiensten und Feiern geht weiter.

 

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