Ein tragender Flickenteppich

Lese-Tipp: Axel Braigs «Über die Sinne des Lebens und ob es sie gibt»

In einzelnen Lebensabschnitten stehen jeweils andere Aspekte der Sinnsuche im Vordergrund. Das erlebte auch Autor Axel Braig so. Er war Orchestermusiker, Hausarzt, studierte Philosophie und arbeitete schliesslich als Palliativmediziner und Psychoonkologe in Tübingen, wo er monatlich den offenen Salon «Café Philo» veranstaltete. In seinem neuen Buch beschreibt er, was und welche konkreten philosophischen Gedankengänge ihn in seinem persönlichen Werdegang getragen haben.

Im Themenbogen «die Welt – ich – du - die Anderen» geht es beispielsweise um den Abschied von einer absoluten Wahrheit, die unterstützende Rolle von Kunst und Literatur im Spannungsverhältnis von Selbstfindung und negativ bewertetem Egoismus, die Sehnsucht, «dem Anderen nahekommen zu dürfen» oder auch die Illusion von objektiver Gerechtigkeit.

Braig zeigt weiterhin auf, dass das «grosse Ganze» immer nur als Puzzleteil innerhalb des jeweiligen Horizontes wahrgenommen werden kann, dass verschiedene Betrachtungsweisen aber durchaus anregend und konstruktiv auf der Suche nach konkreten Lösungen sein können.

Zurückgreifend auf die Fülle philosophischer Denkleistungen aus zweieinhalbtausend Jahren abendländischer Kultur beleuchtet der Autor schliesslich konkrete Alltagsthemen. Man trifft beispielsweise auf Wahrnehmungen, Liebe, Zeit, Wunschdenken, Moral, Verantwortung, Sterben, Tod oder den kategorischen Imperativ bezüglich der Coronakrise. Damit ermutigt Braig, selber zu philosophieren und genau die «Sinne» zu entdecken, die in der ganz persönlichen Lebenssituation gerade am ansprechendsten und hilfreichsten sind.

Andrea Huwyler


Braig, Axel: Über die Sinne des Lebens und ob es sie gibt. Eine philosophische Anprobe. Stuttgart: Hirzel, 2021. 184 S. Fr. 32.90
 

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