Frau in Hospizpflege - wie zuhause. Foto: iStock/cws_design

Eine Herberge auf Zeit

Barbara Petersen zum Welthospiztag am 10. Oktober über eine Option für die letzte Lebenszeit

Fragt man Menschen nach ihrem gewünschten Sterbeort, antworten die meisten ‹zu Hause›. Wenn dies nicht möglich ist, können Hospize gleichfalls eine Option für die letzte Lebenszeit sein.

Barbara Petersen, Fachstelle Sozialarbeit

Der Tod kommt häufig nicht plötzlich, sondern ist das Ende eines langen Weges. Dieser fordert viel Kraft von den direkt betroffenen Menschen sowie ihren Angehörigen. Teilweise kann dieser Weg daheim begangen werden, teilweise in Institutionen oder in einer Kombination verschiedener Orte.

Wenn aus bestimmten Gründen eine Begleitung daheim nicht mehr möglich ist, stellt sich die Frage nach weiteren Optionen. Eine in der Schweiz wenig angebotene Möglichkeit ist der Aufenthalt in einem Hospiz, vor allem für komplexe Fälle welche keinen Spitalaufenthalt benötigen oder auch wenn Angehörige an ihre Belastungsgrenzen kommen. Hospize sind Orte, an denen Menschen mit einer absehbaren Lebenserwartung eine Herberge (lat. hospitium) auf Zeit finden können. Die meisten Hospize haben einen Pflegeheimstatus, ein längerer Verbleib ist möglich. Vor allem jüngeren Menschen steht hiermit eine Alternative zu Pflegeheimen offen. Im Gegensatz dazu haben Palliative Stationen in Spitälern das Augenmerk eher auf den Umgang mit der Krankheit und bieten nur befristete Aufenthalte an. Die meisten Hospize haben nur wenige Betten und bieten in möglichst familiärer Atmosphäre einen sicheren Hafen für die letzte Lebenszeit.

In Hospizen arbeiten, wie auch auf Palliativen Stationen, interdisziplinäre Teams zusammen, um die Lebensqualität von Menschen mit einer nicht heilbaren Krankheit möglichst zu erhöhen, sowie deren Angehörige zu entlasten. Die Betreuung ist engmaschig und beinhaltet neben der pflegerischen auch die psychologische, soziale oder spirituelle Unterstützung. Freiwillige spielen eine grosse Rolle. Obwohl das erste Hospiz in der deutschsprachigen Schweiz bereits im 1986 in Basel eröffnet wurde, gab es laut Dachverband Hospiz Schweiz im Jahr 2019 nur ca. 150 Hospizbetten. Im Januar 2020 eröffnete in Luzern für die Zentralschweiz das neueste mit 12 Betten. Weitere Angebote gibt es u.a. in Zürich, im Aargau und in Graubünden. In Bern befindet sich derzeit das erste Kinderhospiz der Schweiz im Aufbau.

Stellt man Vergleiche zwischen Deutschland und der Schweiz an, fällt auf, dass die Hospizdichte in Deutschland wesentlich höher ist. Während dort ca. 95% der Kosten durch Kranken- und Pflegekassen übernommen werden, wird in der Schweiz nach den Tarifen in Pflegeheimen abgerechnet. Allerdings ist in Hospizen üblicherweise mehr Personen mit anderen Qualifikation als in Pflegeheimen angestellt, um der Komplexität und dem meist erhöhten Pflegeaufwand gerecht zu werden, was die Kosten erhöht. Hohe Eigenbeteiligungen sind die Folge. Auf stationären Palliative Stationen hingegen übernehmen Krankenversicherung (Grundversicherung) und Wohnkantone die Kosten für eine begrenzte Aufenthaltsdauer. Dieser Kostenfaktor ist mit einer der Gründe, warum in der Schweiz die Anzahl an Hospizen geringer ist. In Bern stehen die spezialisierten Palliativen Stationen im Insel- und Engeriedspital sowie die Palliative Station des Diaconis zur Verfügung. Mobile Palliative Dienste ergänzen vor allem ambulant das Angebot. Betroffenen Familien wird empfohlen, sich bei Fachpersonen zu informieren, welche Angebote es in ihrer Region gibt und welche den Bedürfnissen entsprechen. Sprechen Sie dazu auch die Sozialarbeitenden in Ihrer Pfarrei an oder kontaktieren Sie die Fachstelle Sozialarbeit.

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