Koptische Kreuzkuppel in Qaryat Kafr Dawud
Foto: fotolia / Richard Oechsner

Entsetzen nach Doppelanschlag gegen Kopten in Ägypten

Nach dem blutigen Anschlag am Palmsonntag hat es in der Hafenstadt Alexandria ein weiteres Attentat gegen eine Kirche gegeben.

Bei einem Anschlag auf eine koptische Kirche im nordägyptischen Tanta sind am Palmsonntagmorgen mindestens 21 Personen getötet und etwa 50 verletzt worden. Gleichentags explodierte in der Hafenstadt Alexandria ein Sprengsatz nahe dem Sitz des koptisch-orthodoxen Papstes. Der zweite Anschlag tötete elf Menschen und verletzte 35 weitere.

Nach dem blutigen Anschlag auf eine koptische Kirche in Ägypten am Palmsonntag hat es in der Hafenstadt Alexandria ein weiteres Attentat gegen eine Kirche gegeben. Ein Sprengsatz sei ausserhalb der Sankt-Markus-Kathedrale explodiert, berichtete das ägyptische Staatsfernsehen. Das Gesundheitsministerium in Kairo sprach von mindestens elf Toten und 35 Verletzten.

Die Kathedrale ist Sitz des koptisch-orthodoxen Papstes Tawadros II. Dieser leitete in der Kirche die Palmsonntagsmesse. Laut ersten Berichten stoppten Polizisten den Selbstmordattentäter vor dem Gebäude, woraufhin dieser sich in die Luft sprengte. In der Kirche hatte der koptische Papst Tawadros II. zusammen mit Hunderten Gläubigen den Palmsonntagsgottesdienst gefeiert. Unklar war vorerst, ob er sich zum Zeitpunkt des Anschlags noch in der Kirche aufhielt oder sie bereits verlassen hatte.

Zuvor waren am Morgen bei einem Selbstmordanschlag in der Sankt Georgs-Kirche in Tanta nördlich von Kairo mindestens 25 Personen getötet und 59 verletzt worden. Laut Augenzeugen sprengte sich ein Selbstmordattentäter in dem vollbesetzten Gebäude in die Luft. Bislang ist unklar, wer für die Attentate verantwortlich ist. Ein Sprecher des ägyptischen Aussenministeriums bezeichnete die Gewalt als widerwärtige Tat gegen alle Ägypter.

Papst betet für die Opfer
Papst Franziskus hat dem Oberhaupt der koptischen Kirche, Papst Tawadros II., und dem ägyptischem Volk sein Beileid bekundet. Er sei den Angehörigen der Opfer nahe und bete für eine Umkehr jener, die Terror, Gewalt und Tod säten, sagte der Papst am Sonntag zum traditionellen Angelus-Gebet auf dem Peterplatz.

Franziskus gedachte auch der Opfer des Terroranschlags von Stockholm. Vom 28. bis 29. April reist der Papst nach Kairo. Dort ist auch eine Begegnung mit Tawadros II. vorgesehen.

Der Grossscheich der renommierten islamischen Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, den Franziskus bei seinem Besuch treffen will, sprach nach dem ersten Anschlag von einem "verabscheuungswürdigen Terrorakt, der auf das Leben Unschuldiger zielte". Er und Franziskus wollen bei ihrer Begegnung in Kairo dem interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen neue Impulse geben.

Ägyptens koptische Minderheit ist somit zum dritten Mal innerhalb von sechs Monaten Opfer von Anschlägen. Im Dezember wurden bei einer Explosion auf die Peter-und-Paul-Kirche nahe der koptischen Markus-Kathedrale in Kairo 29 Menschen getötet und 47 verletzt. (kna)

Reaktion der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen der Schweiz
 Reaktion des Rates der Religionen


Kopten

Die Kopten sind die grösste christliche Gemeinschaft in Ägypten. Sie führen ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück. Realistische Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen 7 und 10 Millionen unter den rund 94,5 Millionen Einwohnern Ägyptens. Etwa eine weitere halbe Million Kopten lebt in anderen Ländern, davon schätzungsweise 12'000 in Deutschland.

Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche ist seit 2012 Papst-Patriarch Tawadros II. von Alexandrien. Der 64-Jährige gilt als 118. Nachfolger des heiligen Markus. Muslimischer Fundamentalismus erschwert den Christen das Leben. Sie wohnen hauptsächlich in Oberägypten und den grossen Städten des Landes.

Die Kopten gehören zu den altorientalischen Kirchen. Diese vollzogen bestimmte Lehrentscheidungen des Konzils von Chalzedon im Jahre 451 nicht mit, das eine Klärung des Verhältnisses von Göttlichkeit und Menschlichkeit in Christus suchte. Kopten benutzen einen eigenen, auf die Pharaonenzeit zurückgehenden Kalender, der sich am Sonnenjahr orientiert.

Die koptisch-orthodoxen Kirchen in der Deutschschweiz gehören der Diözese «Österreich und der Deutschschweiz» mit Hauptsitz in Wien an. Der zuständige Bischof heisst Anba Gabriel.

Neben den orthodoxen Kopten gibt es eine mit Rom verbundene koptisch-katholische Kirche. Der Vatikan gibt ihre Mitgliederzahl mit 210'000 an; ihr Patriarch ist Ibrahim Isaac Sidrak. (kna/sys)

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.