Stimmrecht erkämpft: Pfadfinderinnen. Foto:zVg

Erst seit 30 Jahren ist die Pfadi in der Schweiz gemischt - Frauen und Stimmrecht

Auch die Pfadfinderinnen mussten ihr Stimmrecht erkämpfen..

Für die Kinder und Jugendlichen in der Schweiz ist es normal, dass sie in ihren Pfadfindergruppen Mädchen und Jungen antreffen. Diese heutige Selbstverständlichkeit hat in der Schweiz allerdings erst seit 30 Jahren Bestand. Über eine Selbstverständlichkeit, die keine ist.

Nach der Gründung des Schweizerischen Pfadfinderbundes 1913 verstrichen nämlich ganze 75 Jahre bis zur Fusion mit dem Bund Schweizerischer Pfadfinderinnen. Ich durfte mit der ehemaligen Bundesführerin Suffo/Regula Furrer, die der ersten Bundesleitung der aus der Fusion hervorgegangenen Pfadibewegung Schweiz (PBS) angehörte, ein Gespräch führen und ihr einige Fragen zum Fusionsprozess und der Rolle der Frauen in der Pfadi stellen. Sie führt heute als Verwalterin die Geschäftsstelle der Röm.-kath. Landeskirche des Kantons Bern.

Bis zum Zeitpunkt der Gründung der PBS 1987 waren der Jungen- und der Mädchen-Bund getrennte Organisationen, was sich auch in den grösstenteils geschlechtergetrennten Pfadi-Abteilungen manifestierte. Den Anstoss zu den Fusionsbemühungen hatte das Bundeslager von 1980 gegeben, in dem erstmals die Bünde der Pfadfinderinnen und Pfadfinder ein gemeinsames Lager durchführten.

Ausserdem galt es Lösungen zu finden für die wenigen bereits geschlechtergemischten Abteilungen, die weder zum Bund der Männer noch der Frauen richtig dazugehörten. Hinzu kam, dass einzelne Kantonalverbände, zum Beispiel Luzern und Zürich, sich bereits geschlechtergemischt organisiert hatten. Wie in jedem Veränderungs- prozess, gab es auch zur Fusion der Pfadibünde kritische Stimmen, welche den Erhalt der bestehenden Strukturen bevorzugten.

An einer Delegiertenversammlung des Schweizerischen Pfadfinderbundes mussten sich die Kantonsleiterinnen der bereits geschlechtergemischten Kantonalverbände ihr Stimmrecht gar regelrecht erkämpfen.
Den damaligen Bemühungen der Fusionskommission und der klaren, auf basisdemokratischen Entscheiden beruhenden Linie des Bundes Schweizerischer Pfadfinderinnen ist es zu verdanken, dass es die Pfadibewegung Schweiz gibt, wie wir sie heute kennen. Als Einheit mit Gleichberechtigung der Geschlechter und der Landesteile.

Weniger einheitlich präsentieren sich die Strukturen der Pfadi ausserhalb Europas, wo die Frauen-Verbände häufig strikt von den Männer-Verbänden getrennt sind.
Dies hat seinen Grund in der Ausrichtung der Aktivitäten der Verbände. Während die Frauen-Verbände auf gesellschaftliches und soziales Engagement wie Unterstützung im Bildungssystem und Verbesserung der Lebensumstände ausgerichtet sind, hängt an den Männer-Verbänden in vielen Ländern tendenziell der Ruf einer konservativen Elite-Organisation.

Als Beispiel seien an dieser Stelle die Pfadfinderinnen von Surinam genannt. Aus diesem kleinsten südamerikanischen Land kommt in diesem Jahr auch der Weltgebetstag der Frauen am 2. März. Vergleicht man die Webseiten des Weltgebetstages der Frauen und der World Association of Girl Guides and Girl Scouts miteinander, so wird klar, dass sie beide dasselbe Ziel verfolgen: Die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung und ein Leben in Frieden, Gerechtigkeit und Würde für jedes Mädchen und jede Frau auf dieser Welt.

Zum Schluss zurück in die Schweiz und zur PBS: Am 10. März findet der nationale Pfadi-Schnuppertag statt. An diesem Tag sind alle Mädchen und Jungen ab 5 Jahren herzlich eingeladen, Pfadiluft schnuppern zu kommen.

Fox/Luca Kessler, Sekretär Scout Windrösli

Links:
Pfadi Windrösli 
Pfadibewegung Schweiz 


Lesen Sie dazu auch: Gottes Schöpfung ist gut. Zum Weltgebetstag aus Surinam.

 

 

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