Fasnacht, die –

Sebastian Schafer über den Sprung in die Fastenzeit

Fängt ja gut an: Eigentlich ist schon der Titel der Kolumne falsch. Der berndeutschen Fasnacht fehlt nämlich ein T: Fastnacht müsste es heissen, wahrscheinlich von einer indogermanischen Wurzel her, die für «reinigen, läutern» steht. Im Zentrum der Fastnacht steht auch der Übergang, der Wechsel – die Nacht auf Aschermittwoch und der Sprung in die Fastenzeit.

Die Fasnacht aber ist geprägt von Narretei, Tollheiten und Widerstand gegen die Obrigkeit. Das war schon in frühen Zeiten so. Fast alle Kulturen des Mittelmeerraums kannten Feste, bei denen sie die sozialen Strukturen umkehrten, beispielsweise die Römer mit den Saturnalien: Festspiele, bei denen keine sozialen Unterschiede mehr bestanden. Das beugte sozialen Unruhen vor und weckte gleichzeitig das Bewusstsein für Hierarchie. Später vermischten sich diese Feste mit Riten, bei denen der Winter vertrieben und der Frühling eingeläutet wurde. Diese Bräuche sind heute noch populär, im Lötschental etwa, wo die «Tschäggätä» die Winterdämonen austreiben.

Zutiefst heidnisch, nicht? Trotzdem ist die Fasnacht vor allem in katholischen Gebieten populär. Das hat mehrere Gründe. Einerseits entwickelten sich in der Kirche selbst (inoffizielle) Narrenfeste, meist um Dreikönig herum, wo der niedere Klerus sich aufführte wie die hohen Geistlichen und das gemeine Volk kirchliche Riten parodierte. Andere Quellen sprechen von einer zelebrierten «Herrschaft des Teufels», die wie alles Teuflische nur kurz währen und im Volk die Angst vor dem Chaos wecken sollte, das der Höllenfürst auslösen könne (dieser Schuss ging wohl nach hinten los).

Andererseits stellten die Reformatoren die Buss- und Fastenzeit an sich infrage. Und da die Fasnacht eigentlich nur in Referenz zur Fastenzeit lebte, wurde sie überflüssig – vor allem aus praktischen Gründen. Einen sehr banalen Grund gibt’s nämlich auch für die Fasnacht. Vor der Fastenzeit mussten verderbliche Lebensmittel wie Schmalz, Milch oder Eier aufgebraucht werden. Was also tun? Viele, viele Fasnachtschüechli backen und nochmal richtig reinhauen.

Sebastian Schafer

«katholisch kompakt» im Überblick

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