«Erbarme dich: Matthäus Passion Stories», NL 2015; Regie und Drehbuch: Ramón Gieling, mit: Bach Choir&Orchestra, Chor «De Straatklinkers», Pieter Jan Leusink. Läuft in der Cinématte in Bern.

Film - Erbarme dich

Der Dokumentarfilm vereint die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach mit verschiedensten künstlerischen Zugängen zu diesem Meisterwerk.

Die wohl bekannteste Alt-Arie, die dem aussergewöhnlichen Dokumentarfilm den Titel gibt, erklingt erst gegen Ende, einmündend in den Schlusschor «Wir setzen uns mit Tränen nieder». Bewegt sehen wir, wie sich Randständige und Obdachlose, zum Teil mitbrummend, zu einem Gemeinschaftsmahl niedersetzen. Sie sind es auch, die zu Beginn in den Choral «O Haupt voll Blut und Wunden» einstimmen. Assoziativ verknüpft der Film ausgewählte Choräle und Arien, von Pieter Jan Leusinks Bach Choir&Orchestra in einem ungenutzten Kirchenraumkraftvoll und meisterhaft aufgeführt, mit Bildern und privaten Begegnungen. Sie dienen einem verinnerlichten Zuhören und Hinschauen, Mitleiden und Wahrnehmen der universellen Botschaft des in Christus verkörperten menschlichen Leidens. Der Dirigent selbst gibt einen intimen Einblick in seine Beschäftigung mit der Partitur von Bachs Komposition über das Sterben Jesu. Die Einstudierung der Arien mit der Sopranistin vermittelt einen zusätzlichen Einblick in sein Verständnis des zeitlosen barocken Werks. In seinem Atelier meditiert der Maler Rinke Nijburg über Sterben und Tod. Andere Künstler wie der Tänzer Emio Greco und der bekannte Theaterregisseur Peter Sellars, ergänzt durch den Chordirigenten Peter Halsey, reflektieren ihre intensive Beschäftigung mit dem Thema – vertiefende und bereichernde Perspektiven des Zugangs zu Bachs Meisterwerk sind dem hörenden Zuschauer gewiss.

Hans Hodel

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