Christsein in der multireligiös-säkularen Welt.
Foto: zVg

Fit für den Dialog

In Thun kommt ein Mädchen eines Tages mit dem Kopftuch zur Schule. Die Schulleitung verbietet das zunächst, weil es die Hausordnung so will, und schickt das Mädchen zweimal heim. Danach macht die Schule aber eine Ausnahme. Das Mädchen darf mit dem Kopftuch zumUnterricht erscheinen. Es soll ein Zeichen für den Willen zur Integration sein. Integriert oder nicht: Die Religion und die Kultur der Muslime sind in unserer Gesellschaft längst anwesend und sichtbar.

In manchen Bahnhöfen wie zum Beispiel in Zug werden die Katholiken mit einem Plakat angesprochen und zum «Kirchenaustritt» ermuntert. Die Plakatmacher meinen, das sei ein Ausdruck, dass auch die Katholiken frei denken können. Das ist zwar Unsinn. Doch es zeigt, dass säkulares, manchmal religionsfeindliches Denken Teil unserer Gesellschaft ist.

Das sind zwei Beispiele, die für zwei Wirklichkeiten stehen. Unsere Gesellschaft ist multireligiös geworden. Neben den Christen gehören seit jeher auch Juden, nun noch Muslime, Hindus, Buddhisten und Anhänger anderer Religionen zu den Menschen, die in unserem Land leben. Oftmals ist es ein unauffälliges Nebeneinander, seltener ein Miteinander, das den Alltag prägt. An manchen Fragen, wie dem Kopftuch oder dem Schwimmunterricht oder der Behandlung von christlichen Feiertagen in der Schule, zeigt sich jedoch ein erhebliches Konfliktpotenzial. Um dieses zu erkennen und zu mindern, braucht es Interesse und Wissen über die andere Religion und Kultur.

Gleichzeitig ist unsere Gesellschaft auch säkular geworden. Religiöse Traditionen verschwinden mehr und mehr, religiös motivierte Argumentationen ziehen kaum noch. Mancherorts gibt es einen mehr oder weniger offenen Widerstand gegen Religionen, oder man will sie zumindest in die Privatsphäre abdrängen. Was sagen wir Christinnen und Christen dazu? Was ist dabei des Pudels Kern? Es braucht Weiterbildung.

Weil mir das wichtig ist, findet die jährliche Fortbildung der Seelsorgerinnen und Seelsorger heuer zu diesem Thema statt. Wie bin ich Christin und Christ in der multireligiösen Welt? Wie lebe ich als Christin und Christ in der säkularen Welt? Es sind Fragen, die uns alle betreffen. Gehen wir sie an. Guten Mut!

+Felix Gmür, Bischof von Basel

Seelsorgende des Kantons Bern in der Weiterbildung
Während zu Beginn dieses Jahres in Paris Menschen wegen ihrer Mohammed-Karikaturen niedergemetzelt wurden und bis heute in Syrien, Irak und anderswo Christen, Jessiden und andere wegen ihres sogenannten Unglaubens reihenweise umgebracht und wertvollste Kulturgüter zerstört werden, passiert in Bern Unglaubliches: Frauen und Männer aus den grossen Weltreligionen haben in den letzten zwölf Jahren riesige Strecken aufeinander zu gemacht und intensiv gemeinsame Schritte geübt. Dank solchen Erfahrungen haben Vertreter und Vertreterinnen von Religionen und Konfessionen ein Haus gebaut.
Darum führen die drei Berner Dekanate die diözesane Weiterbildung 2015 in diesem Haus der Religionen am Europaplatz 1, Bern, durch. Sie findet vom Dienstag, 15. September bis Donnerstag, 17. September statt zum Thema: «Christsein in der multireligiös-säkularen Welt von heute. Impulse zum Religionsdialog mit dem Islam».
com/Jürg Meienberg

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.