Teresa von Avila (1515–1582). Sie wurde 1970 als erste Frau in der Geschichte der Kirche zur Kirchenlehrerin ernannt. Bild: «Teresa of Avila» von David Monniaux. commons.wikimedia.org

Furchtlos und immer in Schwierigkeiten

«Sie ist ein unruhiges Frauenzimmer, herumstreunend, ungehorsam und verstockt. Unter dem Schein der Frömmigkeit denkt sie falsche Lehren aus. Entgegen den Anordnungen des Konzils und ihrer Ordensoberen verletzt sie die Klausur. Ferner doziert sie wie ein Theologieprofessor, obgleich der heilige Paulus sagt, dass die Frauen nicht lehren dürfen.»

So äusserte sich 1578 der päpstliche Nuntius in Madrid über Teresa von Avila. Knapp 400 Jahre später wird die Ordensfrau zur ersten Kirchenlehrerin der katholischen Kirche ernannt – zusammen mit Katharina von Siena. Heute tragen zwei weitere Frauen den Titel «Doctor Ecclesiae»: Thérèse von Lisieux und Hildegard von Bingen.
Teresa von Avila sah sich in ihrem Leben mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert. Ihr Freiheitsdrang und ihr Reformwille stiessen bei Ordensleuten und Kirchenmännern auf Widerstand. In einer Zeit der «Rechtgläubigkeit» und Inquisition war es geradezu lebensgefährlich, so furchtlos und frei aufzutreten wie Teresa. Besonders als Frau. Mit Vehemenz betonten die Autoritäten, was sich für Frauen geziemt (offenbar akzeptierten nicht alle Frauen die ihnen aufgezwungenen Rollenbilder). Teresa beklagt sich in einem Gebet über die Mächtigen dieser Welt, die «jede Tugend einer Frau für verdächtig halten». Ganz anders, argumentiert sie, hat Jesus sich verhalten. Die Erfahrung, in Gott einen Freund zu haben, war für Teresa entscheidend. Die Entdeckung ihrer Würde machte sie stark und liess sie unerschrocken ihren Weg gehen. Beharrlich versuchte sie, ihren Mitschwestern die Freiheit schmackhaft zu machen und sie in einen inneren Dialog mit Gott zu führen. Diese ihre Freiheitsliebe brachte Teresa in der Frauenbewegung einen besonderen Platz ein.
Papst Paul VI. ernannte sie 1970 zur Kirchenlehrerin. Angesichts der zunehmenden Diskussion um die Rolle der Frauen in der Kirche sah sich derselbe Papst 1976 gezwungen, festzuschreiben, dass Frauen nicht zum Priesteramt zugelassen werden können – er tat dies am 15. Oktober, dem Gedenktag der Heiligen Teresa von Avila.

Angela Büchel Sladkovic

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