Hat Konflikte nie gescheut – Gaby Bachmann, abtretende Gemeindeleiterin in Ostermundigen. Foto: Pia Neuenschwander.

Gaby Bachmann – «Das ganze Leben gespiegelt vor dir»

Die Gemeindeleiterin von Ostermundigen geht Ende November in Pension

Ende November geht Gaby Bachmann, Gemeindeleiterin von Guthirt Ostermundigen, in Pension. Ihre Bilanz: «Es ist eine schöne Arbeit. Du hast das ganze Leben wie gespiegelt vor dir: jung und alt, arm und reich, krank, gesund, Mann, Frau. Und du kannst mitwachsen, dich entwickeln.»

Angela Büchel Sladkovic

In unserer Region gehörte Gaby Bachmann zu den ersten Theologinnen in der Pfarreiarbeit. Und wahrscheinlich ist sie die einzige Gemeindeleiterin weit und breit, die das Pfarreileben beruflich aus so vielen Perspektiven kennengelernt hat. Die ehemalige Postangestellte liess sich zur Seelsorgehelferin ausbilden, arbeitete als Pfarreisekretärin (beides in St. Marien Thun), war Studentin der Theologie auf dem Dritten Bildungsweg in Chur, dann Pastoralassistentin und zuletzt Gemeindeleiterin (beides in Guthirt). Sie zeigte also stets Mut zu Veränderung. Diese Bereitschaft, sich alle paar Jahre neu zu positionieren, ist umso bemerkenswerter, als weibliche Vorbilder für die nächsten Schritte weitgehend fehlten. In Ostermundigen, so Gaby Bachmann, wusste sie sich von der Frauengemeinschaft getragen, um auf ihre Weise in die Fussstapfen der priesterlichen Vorgänger zu treten.

Gelernt, hinzustehen und für die eigenen Überzeugungen einzustehen, habe sie schon in Chur, so Gaby Bachmann. An der Hochschule brodelte es; der vom neuen Bischof Wolfgang Haas ernannte Regens war umstritten. Hier habe sie zudem gelernt, ihr Handeln dahingehend zu befragen, welche Konsequenzen es für andere habe, so Gaby Bachmann, die als Studentin des Bistums Basel nicht um ihre berufliche Zukunft bangen musste. Konflikte hat Gaby Bachmann nie gescheut.

«Ich brauche keine Ersatzfamilie», so die Gemeindeleiterin, die alleine lebt, «sondern ein Team, das bereit ist, gemeinsam am Karren zu ziehen.» Gestärkt in ihrer Leitungsaufgabe und ihrer Konfliktfähigkeit hätten sie die Fortbildungsseminare für Frauen in Führungspositionen bei Eva Renate Schmidt im Mattli. Die Organisationsberaterin und ehemalige Pfarrerin weist darauf hin, dass Widerstand und Missgunst Pionierinnen in Leitungsaufgaben oftmals gerade von weiblicher Seite entgegenschlägt. Wir sind doch alle gleich, betonten Frauen gerne und überdeckten damit ihre Angst, überholt zu werden. Zum Glück ist das Bewusstsein und die Akzeptanz von Unterschiedlichkeit in den letzten Jahren gewachsen. Die Frauen in Leitungsämtern haben zu diesem differenzierteren Bild viel beigetragen.

 

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