«merk.würdig» – Das Bild erschien zur 100. Ausgabe der feministisch-theologischen Zeitschrift FAMA in Zusammenarbeit mit der Konferenz kirchlicher Frauen- und Genderfachstellen. Foto: zVg

Ganz Kirche sein – Frauenkirchen und ihre Feste (seit 1987)

«Wir Frauen sind Kirche – worauf warten wir noch!»

«Wir Frauen sind Kirche – worauf warten wir noch!» Mit diesem Satz prägt Marga Bührig 1987 das 1. Frauenkirchenfest in Luzern. Die Bildung der ökumenischen Frauenkirchen in verschiedenen Städten der Schweiz gehört zu den Frauenbewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein feministisches Theologieverständnis verbindet sich dabei mit gesellschaftlichem Engagement. In den Frauenkirchen wird die kollektive Wiederaneignung aller geistlichen Funktionen der Kirche umgesetzt. Die Selbstermächtigung zu allen «Ämtern» in Liturgie, Lehre und Diakonie wird dabei von Frauen biblisch-theologisch begründet und praktiziert – bis heute.
1988 definiert die amerikanische Philosophin und Theologin Rosemary Radford Ruether in «Women-Church» die Frauenkirche als «Gemeinschaft der vom Patriarchat Erlösten».
Die jahrhundertelange Entmündigung der Gläubigen durch den Klerus im sakramentalen Leben, in der Lehre und in der Kirchenverwaltung wird in ihrer Gemeinschaft rückgängig gemacht. In Luzern setzen die Gründerinnen der «Frauen-Kirche Zentralschweiz» die Schaffung einer Fachstelle durch, die sich bis heute auf ökumenischer Ebene für frauenspezifische Anliegen in der Kirche einsetzt.

«Es geht uns um Gerechtigkeit und Engagement für alle Menschen, die am Rande stehen  und unterdrückt werden. Es ist uns ein Anliegen, dass wesentliche Schritte vorwärts zur Ökumene und zur eucharistischen Gastfreundschaft getan werden. (…) Wir alle möchten uns gemeinsam mit allen Frauen und Männern, die sich für Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit in den Kirchen einsetzen, auf den Weg machen zu einer Kirche, die die Gegenwart ernst nimmt, prophetische Stimmen zu deuten weiss und mutige Schritte wagt.» (Auszug aus der Resolution 1987)

Die Resolution hat auch nach 30 Jahren nichts an Aktualität verloren, in allen Ausprägungen von Kirche! Zwar sind inzwischen viele Impulse der Frauenkirchen in Wissenschaft, Seelsorge und den Umgang mit der Bibel eingeflossen, aber der Stachel bleibt, dass die befreiende Botschaft sich noch nicht in den Institutionen, die von Erlösung predigen, verwirklicht hat. Die ersten «FrauenKirchenfeste» trugen in den 1990er Jahren Titel wie «Wir hauen auf die Pauke!» oder «feiern und geniessen ». Das gilt heute noch. die nächste Frauensynode findet unter dem Motto «Energie » am 28. August in Aarau statt. An den Synoden werden die bestehenden Netzwerke der Frauenkirchen und kirchlichen Frauenund Genderstellen sichtbar.

Katja Wißmiller

Hinweis: www.frauensynode.ch

Die Jahresserie 2016 im Überblick

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