Saatgut im Senegal. Foto: zVg

Gemeinsam für eine Landwirtschaft, die unsere Zukunft sichert

Die ökumenische Kampagne der Hilfswerke «Fastenopfer», «Brot für alle» und «Partner sein»

Es passiert fernab der Schweiz, doch es betrifft uns genauso: Die Existenz von vielen Kleinbäuerinnen und -bauern im globalen Süden ist gefährdet. Saatgutkonzerne und Freihandelsabkommen schränken die Praxis von Bauernfamilien zunehmend ein. Was heisst dies für ihre Lebensgrundlage, die Biodiversität – und letztlich auch für die Menschen in der Schweiz?

von Madlaina Lippuner, Fastenopfer

Kleinbauernfamilien sorgen mit traditionellen Pflanzensorten für Ernährungssicherheit und Artenvielfalt. Sie passen ihre Züchtungen ans lokale Klima und den Klimawandel an, tauschen, vervielfältigen und verkaufen sie. 70 Prozent aller Nahrungsmittel werden so weltweit von ihnen produziert. Ein Erfolgsmodell. Und doch bestimmen zunehmend Agrarkonzerne, was angebaut wird. Saatgutkonzerne und Freihandelsabkommen verlangen strikte Saatgut- und Sortenschutzgesetze. Diese werden in vielen Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens eingeführt. Sie verbieten es Kleinbauernfamilien, ihr Saatgut zu tauschen oder zu verkaufen.

Fortan müssen sie industrielles Saatgut kaufen – zur Freude der Konzerne, versteht sich. Diese orientieren sich an grossflächiger Landwirtschaft und setzen auf wenige Sorten mit grösstem Gewinn. Darunter leidet die Artenvielfalt. Ein philippinischer Reisbauer auf der Insel Mindanao kommentiert diese Entwicklung: «Unsere 12 000 Jahre alte Erfahrung in Pflanzenzüchtung und unsere Biodiversität sind von Zerstörung bedroht, weil sich das industrielle Saatgut der Konzerne ausbreitet. Es ist schmerzhaft und entwürdigend, dass unsere Züchtungen nicht als Beitrag zur Ernährungssicherung und Biodiversität anerkannt werden.» Hinzu kommt, dass das industrielle Saatgut schlecht an lokale Bedingungen angepasst ist, hungrig ist nach Dünger und anfällig für Schädlinge.
Zum Saatgut müssen also Pestizide und Dünger hinzugekauft werden. In der Folge verschulden sich viele Kleinbäuerinnen und -bauern und geraten in Armut.

Widerstand wächst

Die Ökumenische Kampagne 2020 macht mit dem Slogan «Gemeinsam für eine Landwirtschaft, die unsere Zukunft sichert» auf diese Missstände aufmerksam – und zeigt auch Grund zur Hoffnung: In Guatemala wurde ein strenges Sortenschutzgesetz, das «Ley Mon- santo», vorerst abgewendet. Auf den Philippinen engagiert sich ein Saatgutnetzwerk für bäuerliche Saatgutzüchtungen und gegen restriktive Sortenschutzgesetze.

Im südlichen Afrika setzen sich Landfrauenbewegungen gegen Gen-Mais und für agrarökologische und ressourcenschonende Anbaumethoden ein. Auch mit Hilfe von Brot für alle und Fastenopfer und ihren lokalen Partnerorganisationen konnten viele dieser Prozesse aufgebaut und durchgeführt werden. Und das Engagement der Werke geht weiter: Derzeit verhandelt die Schweiz ein Freihan- delsabkommen mit Malaysia. Darin ist ein Passus aufgeführt, der das traditionelle Saatgutsystem von malaysischen Bäuerinnen und Bauern bedroht.

Für die Hilfswerke ist das inakzeptabel. Mit Solidaritätsbriefen ans Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) fordern sie mit Partnerorganisationen aus dem Süden, dass dieser Abschnitt im Freihandelsabkommen herausgenommen wird. Ebenso rufen sie Pfarreien und Kirchgemeinden auf, einen solchen Brief zu schreiben. Wenn Hunger und Armut verhindert oder reduziert werden sollen, müssen kleinbäuerliche und klimafreundliche Anbaumodelle gestärkt werden – im globalen Süden wie auch hier in der Schweiz.


Weitere Informationen: www.sehen-und-handeln.ch/saatgut

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