Andreas Walpen: «Wenn’s brönnt, isch dr Sakristan da.» Foto: Pia Neuenschwander

Genius von Bümpliz

Andreas Walpen ist seit 32 Jahren Sakristan in der Kirche St. Antonius in Bümpliz. Ende Mai wird er pensioniert.

Andreas Walpen ist seit 32 Jahren Sakristan in der Kirche St. Antonius in Bümpliz. Ende Mai wird er pensioniert. Ein Interview über Theologenwünsche, den Berner Papstlift und Heiligabend im Pyjama.


von Anouk Hiedl


Wie sind Sie Sakristan geworden?

Ich habe in den Pfarreien meiner jeweiligen Wohnorte immer wieder freiwillig in der Jungwacht, mit Minis oder Jugendgruppen gearbeitet. Als ich Jahre später nach Bümpliz zurückkehrte, war ich bald im Pfarreirat und half beim Erstkommunionlager mit. Oliv Ochsenbein, damaliger Sakristan der Pfarrei St. Antonius, sprach mich auf sein Amt an, und vor 32 Jahren wurde ich sein Nachfolger.

Sie haben meist im Hintergrund zum Rechten geschaut. Wie verstanden Sie Ihre Rolle?

Neben den Aufgaben in Gottesdiensten und als Hauswart sah ich mich als Gastgeber. Oft war ich die erste Ansprechperson auf dem Areal und hatte ein offenes Ohr. «Wenn’s brönnt, isch dr Sakristan da.» Die Aufgaben sind auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt, und jeder Tag ist anders. Einmal brauchte ein Theologe in einem Gottesdienst eine Türe, also organisierte ich ihm eine. Bei der Renovation unserer Kirche hat der Austausch mit verschiedenen Handwerkern oft zu einem optimalen baulichen Ergebnis geführt, und ich habe viel gelernt.
Als Vertreter des Sakristan*innenverbands in der Deutschschweizerischen Arbeitsgruppe für Ministrant*innenpastoral (DAMP) habe ich die ersten Minifeste mitorganisieren dürfen. Die Zahl der Teilnehmer*innen beim ersten Minifest 1999 hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Beim Papstbesuch am Jugendtreffen 2004 in Bern war ich für die Logistik und Infrastruktur zuständig. Der gesundheitlich angeschlagene Johannes Paul II. brauchte einen Rollstuhl. Der extra dafür montierte Lift funktionierte bei sämtlichen Proben einwandfrei. Als er nach der Feier dann streikte, sorgte ich dafür, dass der Papst heil von der Bühne runterkam. In meinem ersten Jahr als Sakristan spazierte unsere kleine Tochter Sabrina während der Mitternachtsmesse zu Heiligabend im Pyjama durch die volle Kirche. Sie hatte bereits geschlafen und mich gesucht. Damals war mir das unangenehm, heute lachen wir darüber.

Sie sind Präsident der Sakristanenvereinigung Bern-Freiburg: Worüber tauschen sich Sakristan*innen aus?

Mit der Gesamtkirchgemeinde organisiert die Vereinigung jährlich fachliche Weiterbildungen in den Bereichen Reinigung, Haustechnik und religiöse Einkehrtage. Daneben treffen wir uns auch zu geselligen Anlässen wie Adventsfeiern, Pilzsuchen und Ausflügen. Fachliche Fragen werden je nach Aktualität aufgegriffen und geklärt.

Wie haben Sie die Fusion der Pfarrei-Teams Bern-Bümpliz und Bern-Bethlehem erlebt?

Grundsätzlich finde ich die Fusion positiv und sehe den Sinn dahinter. Die einhergehende räumliche Trennung nach Fachgebieten bereitete mir zu Beginn Mühe, der Austausch mit den sozialen Fachkräften der Pfarrei fehlte mir. Die Zuteilung der Sakristan*innen zum Sekretariatsteam verstehe ich bis heute nicht, da die Tätigkeiten doch sehr verschieden sind und das teilweise zu Konflikten führt. Meine Arbeit mit den Menschen in den Pfarreien hat mir aber weiterhin viel Freude bereitet.

Welche Kirchenentwicklungen begrüssen Sie, welche weniger?

Ich stelle fest, dass sich die verschiedenen Pfarreien und Kirchgemeinden der Region Bern strukturell näherkommen. Das vertieft Kontakte und ermöglicht einen besseren Informationsaustausch. So können Ressourcen effizienter genutzt werden, und es entstehen Perspektiven für gute neue Projekte. Ich hoffe, dass die christlichen Werte dabei nicht zu kurz kommen. Die Kirche sollte meiner Meinung nach in erster Linie für die Menschen und ihre Bedürfnisse da sein, nicht umgekehrt.

Nun werden Sie pensioniert. Worauf freuen Sie sich?

Seit über 30 Jahren habe ich an unzähligen Wochenenden gearbeitet. An Festtagen, wenn andere Menschen frei hatten, war ich immer im Dienst. Nun freue ich mich auf die freie Zeit und auf meine erste weisse Weihnacht im Wallis. Den Kontakt zu den Pfarreimitgliedern werde ich enorm vermissen. In all den Jahren ist mir viel Wohlwollen und Freundlichkeit entgegengebracht worden, wertvolle Freundschaften sind entstanden. Das hat mir gutgetan. Vergelt’s Gott!

 

 

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