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Glück ist ein Segen

«Carte blanche» für Anne Durrer

 "J'ai décidé d'être heureux. Parce que c'est bon pour la santé." "Ich habe mich entschieden, glücklich zu sein. Weil das gut für die Gesundheit ist." Das sagte der französische Schauspieler Michel Piccoli im 1988 herausgekommenen Film "Milou en mai". Ein weiser Vorsatz, der sich bei ihm zweifellos als wirksam erwiesen hat: Der 87-jährige Piccoli konnte letztes Jahr als Filmpapst in "Habemus papam" seine einmalige Schauspielbegabung unter Beweis stellen. 

Es gibt ganze Forschungszweige, die sich mit dem menschlichen Glück beschäftigen, und zwar nicht nur Psychologinnen, Immunologen oder Theologen, nein, überraschenderweise auch - Ökonomen. Die Volksweisheit behauptet doch, dass Geld nicht glücklich macht. Oder? Sich glücklich fühlen oder das Streben nach Glück ist aber sicher kaum denkbar, wenn Lebensgrundbedürfnisse nicht befriedigt werden können, wenn das eigene Leben, das Leben der Nächsten bedroht sind. Und doch sollte das Materielle nur eine marginale Rolle spielen. Eine Tatsache, die unserer Gesellschaft Mühe macht: Der Druck, um das Bestehende, unseren Wohlstand, zu bewahren, generiert Stress, Verlust- und Versagensängste, was wiederum zu Unglück und Krankheiten führen kann. 

Geisteswissenschaften sind mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass es kaum möglich ist, die "Realität" (also messbare Tatsachen) von ihrer Wahrnehmung zu trennen. Jede, jeder hat ihre oder seine Empfindung, kann ihr oder sein Leben am ehesten einschätzen und weiss am besten, was sie, ihn glücklich macht. Und auch am besten, wie es ihr oder ihm geht. Die Weltgesundheitsorganisation definiert eben Gesundheit als Zustand des Wohlbefindens. Es gibt paradoxerweise kranke Menschen, die völlig gesund sind; und Menschen, die ein schwieriges - so scheint es - Leben haben, aber tiefes Glück empfinden. 

Ich freue mich sehr auf die ersten Krokusse, auf frühlingshafte Vogelgesänge, auf ungeplante Begegnungen, auf Freundschaften, die mich lebenslang begleiten. Das sind kleine Sachen, die Grosses versprechen, kleine Sachen, die unbemerkt bleiben, wenn man sie nicht bewusst sucht. Glück ist ein Segen, braucht aber meine Entscheidung: Ich will suchen, ich will das Glück finden, wo ich es manchmal nicht vermute. 

Diese Kolumne erscheint mit dem Frühling - erneut ein Zeichen, das Gott es gut mit der Schöpfung meint - mit neuen Farben und Düften, mit der kommenden Feier der Auferstehung. Alles deutet auf ein Leben in Fülle. Entscheiden wir uns für das Gesunde, für das Glück! 

Anne Durrer (1962) Apothekerin, Mediensprecherin santé.suisse, aufgewachsen in der Nähe von Genf, wohnt in Bern. Autorenportraits  

 

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