Illustration: Jonas Brühwiler

Grüne Ökumene in Ittigen

Das Ökumenische Kirchliche Zentrum in Ittigen hat den «Grünen Güggel» bekommen.

Das Ökumenische Kirchliche Zentrum in Ittigen hat den «Grünen Güggel» bekommen. Diese Zertifizierung macht sichtbar, dass sich die beiden Kirchgemeinden für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.

Autorin: Anouk Hiedl

Begegnet man in einer Pfarrei einem grünen Hahn, zeigt dieser, dass sich die Kirchgemeinde nachhaltig für die Umwelt einsetzt. Der «Grüne Güggel» ist Label und Umweltmanagementsystem zugleich. Vom ökumenischen Verein «oeku Kirche und Umwelt» in die Schweiz geholt, hilft er Kirchgemeinden, ihre Umweltleistung zu verbessern.

«Es gibt viele Teams, die nicht nur Umweltfragen stellen, sondern auch die Umweltbilanz ihrer Kirchgemeinde verbessern wollen», sagt Kurt Aufdereggen, Umweltbeauftragter bei «oeku Kirche und Umwelt». Der Weg zum «Grünen Güggel» zeige ihnen auf, wie sie ihren Ressourcenverbrauch optimieren, Betriebskosten sparen und die Beteiligten langfristig und über die Gemeindegrenzen hinaus für ihre Projekte und Ziele motivieren können. Dazu müssen die Verantwortlichen vor Ort entscheidende Fragen stellen, Umweltthemen in ihre Strukturen und Abläufe aufnehmen, entsprechende Ziele stecken und gemeinsam erreichen. «Passiert das, werden sie nach dem Standard des Kirchlichen Umweltmanagementsystems zertifiziert», so Aufdereggen.

«Bislang erfüllen 21 Schweizer Kirchgemeinden die Kriterien und haben das Label erhalten.» Der Weg zum «Grüner Güggel» erfolgt in zehn Schritten. Ein Umweltteam schlägt vor, welche umweltfreundlichen Massnahmen umgesetzt werden sollen – sei es beim Energiesparen, bei der Büroökologie oder in der Gestaltung der Umgebung. In Schöpfungsleitlinien hält die Gruppe die wichtigsten Grundsätze für ein umweltgerechtes Gemeindeleben fest. Klare Abläufe stellen sicher, dass Umweltfragen regelmässig thematisiert und weiterbearbeitet werden. «Es geht darum, die richtigen Strukturen zu schaffen, damit Themen angesprochen und umgesetzt werden. Die Kirchgemeinden sind frei, das zu tun, was bei ihnen passt und möglich ist», hält Aufdereggen fest.

Einmal erreicht, ist der «Grüne Güggel» vier Jahre gültig. Danach prüft ein Begutachter vor Ort erneut, ob alle Soll-Kriterien noch erfüllt sind. Henrik Müller wohnt in einer der drei Wohnungen im Ökumenischen Kirchlichen Zentrum in Ittigen (ÖKZI). 2011 hatte er die Idee, dass man dort nachhaltig etwas bewirken könne, so, wie er es vom Umweltmanagement seines damaligen Arbeitgebers her kannte. Gedacht, gesagt, getan: 2011 wurde Müller in die Betriebskommission des ÖKZI gewählt, zwei Jahre später wurde nach vorgängigen Planungsarbeiten das Ressort Nachhaltigkeit innerhalb der Betriebskommission gegründet. Mit diesem Nachhaltigkeitsteam wurde ein dezidiertes Umweltteam etabliert, das sich in Absprache mit der Pfarreileitung und den ökumenischen Kirchenräten für die zehn Schritte hin zum «Grünen Güggel» engagierte.

Am 8. Mai war es dann soweit, das ÖKZI wurde von einem externen Gutachter geprüft. Die offizielle Verleihung des Labels «Grüner Güggel» fand in einer Nachhaltigkeitsfeier am 18. Oktober statt. Gleichzeitig feierte man auch den Start der Wärmelieferung Nahwärmeverbund mit der politischen Gemeinde, die im Rahmen der ökologischen Heizungssanierung realisiert wurde. «Die Menschen im ÖKZI reduzieren den Ressourcenverbrauch und die Kosten ihrer Kirchgemeinden. Damit übernehmen sie Verantwortung: für sich, für andere und für die Umwelt», sagt Aufdereggen. In Ittigen geschieht dies nach dem eigens verfassten Leitbild «Shalom» aus dem Jahr 2014. Jeder Buchstabe des hebräischen Worts für Frieden steht für eine Leitlinie – für «Schöpfung bewahren», «Heizkosten und Energie sparen», «Anlässe nachhaltig planen», «Leben schützen», «Ökologisch handeln» und «Menschen willkommen heissen».

  • Das Thema «Nachhaltigkeit» wird nachhaltig beschäftigen «Der Grüne Güggel ist ein ermutigender Schritt auf einem langen Weg. Es wurde schon viel gearbeitet und einiges umgesetzt, damit das ÖZKI umweltfreundlicher betrieben werden kann. Der Weg geht weiter… an vielen kleinen Orten. Bei alltäglichen Entscheidungen muss auch in Zukunft die Frage nach Nachhaltigkeit – ökologisch, sozial und ökonomisch – gestellt werden. Wir können für die Schöpfung Sorge tragen und unseren Einfluss für weltweit gerechtere Strukturen geltend machen, als Einzelne, als Pfarreien, als Kirchen, und der Grüne Güggel ermutigt uns dazu.»
    Edith Zingg, Theologin und Gemeindeleiterin in Ittigen und Ostermundigen

 

Website des ökumenischen Zentrums Ittigen zum Thema Nachhaltigkeit

Grüner Güggel in Köniz
Seit 2016 sind die Kirchgemeinde und Pfarrei St. Josef Köniz mit dem «Grünen Güggel» zertifiziert. Mitte September lud die «Arbeitsgruppe Schöpfungsverantwortung» zu einem Rundgang nach Köniz, um Interessierten anderer Kirchgemeinden den Weg hin zur Zertifizierung aufzuzeigen. Neu wird das Zentrum nach Bedarf geheizt. Weil die Kirche montags nie gebraucht wird, ist sie an diesem Tag auch nicht geheizt. Weil die Wärme jeweils durch das Hauptportal der Kirche nach aussen strömt, benutzt man nur noch den Seiteneingang. Das alles hat die Heizkosten um 20 Prozent gesenkt. Ausserdem würden die Menschen jetzt nach den Gottesdiensten vermehrt im Zentrum verweilen, weil der Zugang zur Kirche durch das Foyer führt und man hier Kaffee anbietet. Wasserhähne sind mit Wasserspardüsen ausgestattet, im Innenhof gibt es eine Entsorgungsstation für den Abfall. Man hat Hochbeete und einen Spielplatz gebaut. Das alles stosse auf grösste Akzeptanz und Resonanz. Es gehe aber nur, so die Verantwortlichen in Köniz, wenn alle im Team mitmachen.
Andreas Krummenacher

Lesen Sie dazu:
Berichterstattung zur Zertifizierung der Kirchgemeinde und Pfarrei St. Josef Köniz vom April/Mai 2016: «Von Wespen und Wildbienen»

 

 

 

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