Haben Sie heute schon gefeiert?

 

Zu den Schmetterbands tanzen Teufel, Erzengel, schwarze Sklaven, Bären, Jaguare und Gestirne. So sehen Prozessionen in Bolivien aus. Die Menschen feiern das Leben und den Glauben an eine solidarische Welt über alle sozialen Grenzen hinaus. Das Fest vereinigt alle. Ein Festessen war auch für Jesus das treffendste Bild für das «Reich Gottes», wo Menschen – auch jene von den Strassen und Zäunen – miteinander glücklich sind. Das Feiern schafft Gemeinschaft und verbindet mit der Natur, den archaischen Kräften in uns, der Geschichte, der ganzen Menschheit und sogar mit den Toten. Im Feiern sind wir Teil eines grossen Ganzen und feiern das Geheimnis der Welt. Für diese hintergründige Dimension der Realität kennen die Kirchen Symbolhandlungen, Sakramente. Sie bringen etwas Verborgenes in unser Bewusstsein und machen es real und für unser Leben wirksam: Das getaufte Kind ist mehr als das Kind seiner Eltern, es ist Kind Gottes. Das Teilen des Brots – des Lebensnotwendigen – ist nicht banal, sondern Liebe Gottes. Das offen ausgesprochene Ja-Wort der Liebe wird von der Gemeinschaft mitgetragen. Das Wort der Vergebung bewirkt Befreiung von Schuld für einen Neuanfang. – Leider klingen viele religiöse Worte und Formeln heute hohl und falsch. Die kirchlich Beauftragten müssen neue Worte finden, damit sie die Menschen berühren. Vor allem dürfen Feiern nicht zum Selbstzweck verkommen, sonst sind sie Gott ein «Gräuel», wie der Prophet Amos sagte. Feiern müssen uns auch zu Taten der Liebe motivieren.

 

José Balmer vertritt seine persönliche Sicht. Wer auf seine Anregungen einsteigen will, kritisch, zustimmen oder ergänzend, kann das in unserem begleitenden Forum tun (Online-Formular, Email).

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