Blauring/Jungwacht Thun mit Asylsuchenden. Foto: zVg

Handeln statt reden

Bei Spiel und Sport Vorurteile überwinden - Jungwacht und Blauring Thun haben es vorgemacht.

Am vergangenen Palmsonntag organisierten Jungwacht und Blauring Thun in Zusammenarbeit mit der Pfarrei St. Marien Thun einen Sportnachmittag mit jungen Asylsuchenden.

Die beiden Thuner Pfarreien St. Marien und St. Martin haben Flüchtlingen Wohnraum zur Verfügung gestellt (wir berichteten). Blauring und Jungwacht helfen nun auf ihre Weise. Jugendliche aus dem Thuner Bundesasylzentrum und gleichaltrige Einheimische lernten sich am Sportnachmittag unkompliziert kennen: Berührungsängste und Vorurteile wurden abgebaut.
Als sich die Jugendlichen am Sonntagnachmittag in der Turnhalle Progymatte trafen, lag zunächst eine etwas angespannte Stimmung in der Luft. Doch nachdem die rund 15 jugendlichen Asylsuchenden und zehn Einheimischen das Spiel eröffnet hatten, war das Eis sofort gebrochen: Bei Sitzball, Unihockey, Fuss- und Basketball gaben alle Vollgas, hatten Spass – und merkten, «dass sich auf einmal ein riesiger Teamgeist entwickelte, obwohl die Teilnehmenden aus ganz verschiedenen Kulturen kamen. Sie verstanden sich sofort und spielten, als ob sie sich schon ewig kennen würden», so Marco Hofmann, Leiter in der Jungwacht Thun.
«Die Leute, die wir trafen, waren freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Dies widerspricht den gängigen Vorurteilen aus Gesellschaft und Medien. Es war eine sehr positive Begegnung», so die Leitenden der beiden Vereine Jungwacht und Blauring Thun.

Auch sonst besitzt der Alltag im Kinder- und Jugendverband Jungwacht Blauring einen integrativen Charakter. Sandro Huttinger, hauptverantwortlicher Lagerleiter der Jungwacht Thun, formuliert es so: «Da auch immer wieder neue Kinder und Jugendliche an unseren Anlässen teilnehmen, ist es klar, dass wir auf eine gute Integration achten. In unsere Sommerzeltlager können wir – je nach Kapazität des Leitungsteams – auch Teilnehmende aus schwierigen Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund mitnehmen.»

Den speziellen Wert kirchlicher Jungendarbeit hielt auch Harald Podzuweit, Beauftragter für Jugendarbeit der Zürcher Jugendseelsorge, fest. Er organisierte kürzlich zusammen mit der reformierten Kirche eine Tagung zu «Jung und extrem». Die Kirchen hätten über ihre Jugendarbeit einen ganz grossen Stellenwert bei der sozialen Integration: «Wenn man in Gruppen arbeitet, stellt man auch ein soziales Angebot zur Verfügung. Wir arbeiten mit Methoden, wo es um die eigene Biographie der Jugendlichen geht und um Identitätsentwicklung.» Entscheidend dabei sei, «dass wir Jugendliche dabei begleiten, ihre Identität, Persönlichkeit und auch ihr Wertesystem zu entwickeln und es nicht ideologisch zuzuweisen».
Kirchliche Jugendverbände stehen für Inklusionserfahrung: «Die Mitglieder von Jungwacht, Blauring, Pfadfindern oder Ministrantengruppen machen eine Inklusionserfahrung: Sie gehören zu einer Gruppe. Wenn ein Jugendlicher sich in einer solchen Gruppe engagiert, merkt er, dass er Wertschätzung erfährt. Wir haben bei Jungwacht Blauring viele Leute, die mitmachen, auch wenn sie sonst mit Kirche nichts zu tun haben. Es geht darum, die Jugendlichen ohne Missionseifer mitzunehmen. Kirchen haben einen ganz grossen Stellenwert bei der sozialen Integration.»
Und das ist bei der Gefahr von radikaler religiöser, politischer oder konsumistischer Ideologisierung kleiner Gruppen von Jugendlichen eine wichtige Präventionsarbeit.

Jürg Meienberg/kath.ch/com

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