Herausgegriffen

Über die Forderung nach Kirchenasyl, einen Pfarrer im Hungerstreik, Attentate auf linke Politikerinnen und den Angriff in Orlando

Kirchenasyl
In einem Manifest ruft der Neuenburger Pierre Bühler, em. Professor für Systematische Theologie an der Universität Zürich, Kirchen dazu auf, Flüchtlinge zu unterstützen und, «wenn es sich als geeignetes Mittel erweist, sie in kirchlichen Räumlichkeiten zu beherbergen». Es ist ein Aufruf an die Kirchenbehörden, ihre Haltung zu ändern. Sie sollten ihre Räume öffnen und dem Staat gegenüber eine Dialogfunktion einnehmen, statt sich gegen die «Besetzung» zu wehren.
Bühler ist sich bewusst, dass es für das Kirchenasyl heute keine legale Basis gibt. Dennoch plädiert er für den religiösen Wert von Kirchen als «Zufluchts- und Schutzorte».
Andreas Krummenacher
www.asulon.ch

Kirchliche Querelen
Seit letztem Donnerstag liegt der Lausanner Pfarrer Daniel Fatzer auf einer Liege in der Kirche St-Laurent mitten im Stadtzentrum und fastet. Er protestiert gegen seine fristlose Entlassung durch die Exekutive der protestantischen Kirche. Der Kündigung durch den Synodalrat vorausgegangen war eine Predigt Fatzers, die live im Radio übertragen wurde. Darin prangerte er den diktatorischen Stil und die «Ungerechtigkeiten» innerhalb der protestantischen Lausanner Kirche an.
NZZ/Andreas Krummenacher
nzz.ch

Bedrohte Politikerinnen
Rechtsextreme Männer haben offenbar mit selbstbewussten, intelligenten und eher links stehenden Frauen in der Politik grosse Mühe. Woher dieser Frauenhass? Zahlreiche Attentate in kurzer Zeit lassen aufhorchen. Henriette Reker, Kölner Oberbürgermeisterin, wurde während eines Wahlkampftermins durch ein Attentat von einem mutmasslich Rechtsextremen schwer verletzt. Sie überlebte nur knapp. Gabrielle Giffords, demokratische Kongressabgeordnete der USA,wurde durch ein Attentat von einem mutmasslich Rechtsextremen lebensgefährlichverletzt. Jo Cox, Abgeordnete im House of Commons der Labour Party, wurde durch ein Attentat von einem Rechtsextremen ermordet.
Frauen werden umgebracht, weil sie links stehen? Weil sie klug sind? Die Gründe können noch viel banaler sein. Die französische Feministin Simone de Beauvoir schreibt:«Frauen sind als Hexen verbrannt worden, einfach weil sie schön waren.»
Andreas Krummenacher

Hinschauen bitte
Der Angriff auf einen Gay-Club in Orlando, bei dem fast 50 Menschen getötet wurden, war ein Angriff «ganz explizit und speziell auf eine bestimmte Lebensweise. Ein Angriff auf die Gemeinschaft der Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen, der LGBT. Warumist das wichtig? Weil alles andere zu einfach ist. Weil es dazu zwingt, sich mit denen zu solidarisieren, die getroffen wurden. Weil es die Augen dafür öffnet, dass viele aus der LGBT-Szene sich eben nicht überall als Teil einer offenen Gesellschaft fühlen können. Die angeblich so offene Gesellschaft bietet – wenn überhaupt – nur Rückzugsräume.»
sueddeutsche.de

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