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Hlg. Thomas, der –

Seelig, die da furchtlos glauben (?)

Unter den Jüngern Jesu gibt es wenige, die der schillernden Lebensgeschichte des Thomas nahekommen. Thomas – der Kosmopolit, der Grenzüberschreitende –, der zweifelt und nicht recht glauben will, was er da sieht. Der nachfragt, sich sicher sein will. So tritt er in den Evangelien zweimal in Erscheinung.

Die erste Episode ist die bekannteste. Sie spielt nach der Auferstehung, als Jesus den Jüngern wiedererscheint. Diese haben sich in einem Haus verbarrikadiert. Da tritt Jesus dazu und spricht zu ihnen, offenbart sich als der Auferstandene. Ein Jünger aber fehlt: Thomas ist nicht dabei. Als ihm die anderen später erzählen, was sie erlebt haben, traut er der Sache nicht. Er glaubt nicht. Er hofft, möchte glauben, aber gleichzeitig ist da Trotz in ihm, Zweifel, der es nicht möglich macht, einfach anzunehmen. Der sich gegen die anderen Jünger richtet – begreift es endlich, unser Freund ist tot, fort, nichts zu machen. Sich in Zorn verwandelt, eigentlich aber Trauer ist. Seid doch endlich realistisch.

Und dann kommt Jesus halt noch einmal vorbei. Lässt Thomas die Wunden sehen und betasten. Und dessen Widerstand bricht zusammen. Jesus aber spricht das berühmte Wort: «Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.» Was soll das heissen? Blinder Glaube ist, was selig macht? Natürlich, ein angenehmes Leben muss es sein, nicht zu zweifeln. Die kindliche Naivität zu besitzen, immer das Bestmögliche anzunehmen, auf das gute Ende zu vertrauen, und sei es noch so unwahrscheinlich.

Aber so tickt der Thomas in uns nicht. Es ist ja nicht so, dass die anderen Jünger einfach geglaubt hätten – sie haben Jesus ja schon gesehen, sie waren dabei, im Gegensatz zu Thomas. So sehr er sich wünschte, dass die Geschichte wahr sei: Die Angst vor der falschen Hoffnung, vor der Enttäuschung, dass alles doch nur ein Missverständnis war, lässt ihn zweifeln. Vielleicht wären wir selig, könnten wir furchtlos glauben. Aber das werden wir nie, und das ist wahrscheinlich gut so – denn manches Wund- ist vielleicht doch nur ein grosses Muttermal.

Sebastian Schafer

«Katholisch kompakt» im Überblick

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