Glückliche Ankunft in Rom. Auch wenn dann doch nur Männer entscheiden. Etwas läuft falsch für Frauen in der katholischen Kirche.

Hoffnung heisst weitergehen

Kirche mit* den Frauen ist in Rom angekommen. Was bedeutet das nun für uns alle? Einige Gedanken.

Es ging über Schnee und Eis, vielfach durch Regen und Schlamm und nun auf den letzten Kilometern brennt die Sonne unerbittlich. Ein anstrengender Weg – der Weg vieler Frauen in der Kirche.

Es geht langsam voran. Der Damm, auf dem wir gehen, ist schmal, Pflanzen hängen im Weg, immer wieder kommen uns Radfahrer entgegen. Manche rufen uns «Auguri» zu, wenn sie hören, dass die Gruppe aus der Schweiz kommt – zu Fuss. Die Gegend ist freundlicher als am Vortag. Da war unendlich viel Müll, und in all dem Dreck immer wieder Prostituierte, die auf Kunden warteten. Es ist ein emotionaler Moment, als wir gegen Mittag den Stadtrand von Rom erreichen und mit dem Petersdom das Ziel der Pilgerreise am Horizont zu erkennen ist. Über 1000 km haben sie in den Füssen: Hildegard Aepli, Esther Rüthemann, Franz Mali, Claire Renggli, Mariette Mumenthaler, Silvia Letsch, Cäcilia Koller, Theres Steger und Ursula Höfs. Es ging über Schnee und Eis, vielfach durch Regen und Schlamm und nun auf den letzten Kilometern brennt die Sonne unerbittlich. Ein langer, ein anstrengender Weg – der Weg vieler Frauen in der Kirche. Für die Reisegruppe des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes und mich ist es eine Freude und eine Ehre, die Pilgerinnen auf ihrer letzten Etappe zu begleiten und zu erleben, was unterwegs alles geschehen kann an Zuspruch und Verbundenheit, das Leiden an Blasen, Durst und Müdigkeit. Körper sind wir, so der Morgenimpuls, abhängig von Pflege, Nahrung, Beziehungen, verletzlich und von Gott liebevoll geschaffen...

Kirche mit* den Frauen

Das Pilgerprojekt Kirche mit den Frauen ist bewusst offen formuliert und stellt keine konkreten Forderungen. Es ist einem «für, nicht gegen» (Nicola Ottiger) verpflichtet: für eine Kirche mit den Frauen, für einen Dialog von Frauen und Männern und für eine stärkere Beteiligung von Frauen in kirchlichen Entscheidungsprozessen. Franziskus zeigt als erster Papst ein Bewusstsein dafür, dass etwas falsch läuft mit den Frauen in der katholischen Kirche. Er spricht davon, dass der Dienst der Frauen vielerorts in eine Dienerschaft abgleite und erhöht den Frauenanteil im Vatikan. Andererseits will er keine Kardinälinnen und bezeichnet das Priesteramt als eine für Frauen geschlossene Tür. Schmerzlich ist es, wenn er den Klerikalismus auf Kosten der Frauen kritisiert wie in der Kardinalsfrage. Auch sein Hinweis, die sakramentale Vollmacht sei nicht mit Macht zu verwechseln, klingt in den Ohren vieler Frauen zynisch. «Dass wir nicht nur die Arbeit mit den Frauen teilen, sondern auch die Verantwortung», so formuliert Franz Mali, von Anfang an im Projekt Kirche mit* den Frauen engagiert und Priester, an diesem 2. Juli in Rom pointiert. Hoffen wir, die Räume, die Franziskus eröffnen will, sind Räume der Gleichstellung und keine abgesonderten Räume alleine für Frauen. Sonderlösungen werden die Kirche nicht weiterbringen, notwendig ist Gerechtigkeit unter den Geschlechtern. Die Journalistin Gudrun Sailer von Radio Vaticana zieht trotz aller Ambivalenzen ein positives Fazit: Franziskus habe eine Baustelle eröffnet und lade in aller Offenheit dazu ein, «sich die Sache anzusehen, herumzutüfteln, herumzubeten und Entwürfe zu liefern».
Schade nur, dass er auf die Initiative der Schweizerinnen nicht reagiert hat. So feierten am Samstag, 2. Juli, die Pilgerinnen im Petersdom zusammen mit etwa 500 Sympathisantinnen und Sympathisanten, mit Vertreterinnen der katholischen Frauenverbände Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, mit den Bischöfen Felix Gmür und Markus Büchel, mit Alphornbläsern und einem Chor – aber ohne Papst. Wie weit er wirklich informiert war, blieb bis zum Schluss unklar. Es wird weitergehen.

1. Nicht schweigen ...

Hans Küng skizzierte vor einigen Jahren eine Therapie der Kirche in fünf Schritten: 1. Nicht schweigen, 2. selber handeln, 3. gemeinsam vorangehen, 4. Zwischenlösungen anstreben, 5. nicht aufgeben. Kirche mit* den Frauen ist Schritt für Schritt gegangen.
Das Projekt hat vielen Frauen und Männern die Möglichkeit gegeben, zu handeln. Viele haben die Pilgerinnen begleitet, Ordensgemeinschaften haben für sie gebetet, Bischöfe haben Stellung bezogen. Viele Aktionen – wie etwa das Unterschriftenbuch für alle – haben die Verbundenheit untereinander gestärkt. Das Projekt hat viele Zeichen gesetzt und vieles geschaffen in diesen letzten Monaten, was bleiben wird: die Litanei Kirche mit den Frauen, eine Vernetzung im Bistum St. Gallen, in der Schweiz und darüber hinaus, Freundschaften und nicht zuletzt hat es viele Frauen ermutigt, nicht aufzugeben.
Entscheiden werden schliesslich die Männer.

Angela Büchel Sladkovic, Text und Foto

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