Im Kopf des Vaters

Filmtipp: The Father

Florian Zellers Kammerspiel mit einem entfesselten Anthony Hopkins als alternder Vater, der langsam und unaufhaltbar in die Demenz driftet.

Von Sabrina Durante

In letzter Zeit ist einiges nicht mehr so, wie es sein sollte, findet der verwitwete Rentner Anthony. Das Bild über dem Kamin ist weg, und auch seine Uhr ist nicht mehr auffindbar. Und überhaupt: Was machen diese Menschen in seiner Wohnung? Diese junge Frau, die mit ihm wie mit einem Kind spricht? Seine Tochter versucht ihn zu besänftigen, aber es macht ihn nur noch wütender. Was wird hier gespielt? Wollen sie ihn etwa aus seiner Wohnung vertreiben?

In Florian Zellers Kammerspiel, das auf seinem Theaterstück basiert, sehen wir, nein, wir erleben hautnah, wie sich die bekannte Welt um einen herum auflösen kann. Gespräche, Gegebenheiten ergeben plötzlich keinen Sinn mehr, und niemand anderes sieht das ein. Gemeinsam mit Anthony erfahren wir Zeitsprünge und Endlosschleifen, Menschen verwandeln sich, andere, die er nicht erkennt, tauchen in seiner Wohnung auf. Seine Tochter kämpft um ihn, sucht immer neue Pflegerinnen, die ihr Vater mit seinen Launen vertreibt, und eigentlich kann sie sich nicht mehr um ihn kümmern, denn sie folgt ihrer neuen Liebe nach Paris. «Wie absurd!» quittiert Anthony diese Ankündigung. «Da sprechen sie ja gar kein Englisch!».

Ein schmerzhaft schöner Film, bei dem uns erst am Schluss, wenn überhaupt, aufgeht, was hier eigentlich gespielt wird.


Der Film läuft in Bern (CineClub, CineMovie), in Thun (Rex), in Spiez (Movie World) und in Adelboden (Rex)

The Father. F/GB 2020, 97min. Regie: Florian Zeller.
Mit Anthony Hopkins, Olivia Coman, Rufus Sewell u.a.

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