Beten für Frieden. Foto: iStock/freedom007

Imam aus Thun gegen Terrorismus

Die Attentate der letzten Wochen in Frankreich und Wien hätten nichts mit gläubigen Muslimen zu tun.

Die Attentate der letzten Wochen in Frankreich und Wien hätten nichts mit gläubigen Muslimen zu tun.

In Frankreich wird ein Lehrer enthauptet, in Nizza gibt es ein Attentat auf Gläubige in einer Kirche und in Wien findet eine grausame Mordserie statt – der Terror, verübt von Islamisten, ist in Europa wieder präsent.

Imam Azir Aziri von der muslimischen IKRE-Moschee in Thun grenzt sich nun in einer ausführlichen Stellungnahme von jeglicher Form des Extremismus ab. Er macht das mit deutlichen Beispielen aus dem Koran und zeigt damit, dass die Attentate von politisch verblendeten Terroristen verübt wurden, die nichts mit «gläubigen Muslimen» gemein hätten.

Azir Aziri schreibt: «Wir als Muslime sind verpflichtet, die Verfassung und die Gesetze des Staates zu respektieren, solange der Staat religiöse Freiheiten und Rechte garantiert, wie zum Beispiel die Schweiz und viele andere europäische Staaten. Diese Grundrechte sind auch jedem Muslim bekannt. Diese religiöse Verpflichtung wird von Allah im edlen Koran wunderbar erklärt.» (kr)

Lesen Sie hie die Erklärung im Wortlaut:

Terrorismus ist nicht im Sinne des Islam!

Der Islam ist eine Religion des Friedens, wobei das Wort «Islam» selbst vom arabischen Wort «Selam» abgeleitet ist und Frieden bedeutet. Wir distanzieren uns als Muslime von jeder terroristischen Handlung, die im Namen des Islam, des Propheten Muhammed (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) und des Korans begangen wird.

Wir distanzieren uns nicht, weil wir mit diesen Untaten befleckt sind oder eine Verbindung zum Terrorismus haben. Wir bemühen uns, unsere Schweizer-Bevölkerung zu sensibilisieren, mit dem Ziel authentische Informationen über den Islam und über die Muslime zu vermitteln. Gleichzeitig bitten wir jeden, der sich für den Islam interessiert, in die Moscheen zu kommen, um mit den Imamen und den Moscheegemeinschaften über den Islam zu diskutieren. Diese weisen in der Regel Kompetenz bezüglich dem Islam und den Muslimen auf.

Die Kompetenz über den Islam und die Muslime zu sprechen, haben nur die Imame, die den Islam richtig studiert haben, ihn erklären und leben. Durch diese und die Moscheegemeinschaften, die aus eigenem Antrieb durch die Muslime erhalten werden, wird der Islam vertreten. Die Praxis findet an der Basis der Gläubigen, in den Moscheen, statt: Dort spielt die Musik. Wie bei allen Gesellschaftssystemen und Religionen entstehen Lehrmeinungen, die es im Islam im praktischen Aspekt auch gibt.

Der Islam verbietet deutlich das Morden und jede Form von Terrorismus unabhängig gegenüber der Nation, der Rassen des Geschlechts oder der Religion. Vergessen wir nicht: «Der Terrorismus ist keine Religion und kennt keine Religion, er ist lediglich ein zerstörerisches Machtmittel gegen Andersdenkende». Der Terrorist ist eine irrgeleitete und unmenschliche Person, gleich welcher Herkunft oder Religion er ist.

«Wenn jemand einen Menschen tötet, ohne dass dieser ein Mord begangen hätte, oder in Unheil im Lande geschehen wäre, es so sein soll, als hätte er die ganze Menschheit getötet» (Koran 5:32)

Zuallererst erklärt der Vers etwas sehr Wichtiges für uns, nämlich, dass Allah nicht sagt, «wer einen Gläubigen tötet», sondern «wer einen Menschen tötet». Damit meint der Koran, jemand der Terror begeht, unabhängig welcher Religion er angehört, wird seine Handlung von Allah bestraft und die Vergeltung für diese schreckliche Tat ist vor Allah so schwer, als ob sie die ganze Menschheit getötet hätte.

Aber wenn eine Person dabei hilft, einen Terroranschlag zu verhindern, bei dem die Opfer Menschen sind, ist die Belohnung bei Allah so gross, als hätte er die ganze Menschheit gerettet, wie der Rest des Verses zeigt, in dem Allah sagt:

«Und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält, es so sein soll, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten …» (Koran 5:32)

Der letzte Prophet Gottes, Muhammed (Allahs Frieden und Segen seien auf ihm) verbot selbst im Kriegsfall ausdrücklich das Töten von Frauen, Kindern und Menschen in Kirchen, Synagogen und anderen Gebetshäusern. Er hat sogar das Zerstören von Gebäuden, das Brechen von Baumzweigen und Entwurzeln von Bäumen und die Zerstörung von Feldfrüchten verboten.

Wir als Muslime sind verpflichtet, die Verfassung und die Gesetze des Staates zu respektieren, solange der Staat religiöse Freiheiten und Rechte garantiert, wie zum Beispiel die Schweiz und viele andere europäische Staaten es tun. Diese Grundrechte sind auch jedem Muslim bekannt.

Diese religiöse Verpflichtung wird von Allah im edlen Koran wunderbar erklärt, wo Er sagt:

«Allah verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren; wahrlich, Allah liebt die Gerechten». (Koran 60:8)

Aus diesem Vers geht hervor, dass wenn wir die Rechte und Freiheiten unserer Religion geniessen, im Allgemeinen verpflichtet sind den Staat und das Volk dieses Staates zu respektieren. Dies sogar mit grösstmöglichem Respekt, denn hier hat Allah das arabische Wort «birr» verwendet, was auf Deutsch «gütig» und übersetzt maximaler Respekt bedeutet. Danach heisst es im Vers, dass wir gegenüber dem Staat und jedem mit dem wir leben, gerecht sein müssen.

Das ist eine kleine Passage an authentischem Wissen und der hohen Ethik im Islam!

Imam Azir Aziri – IKRE Thun 12. November 2020

 

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