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In die Stille im Advent lauschen

Vier Freitagabende im Advent, im Pfarreizentrum St. Josef in Köniz

Advent, Weihnachten und die Jahreswende gehören für mich zu den kostbarsten Zeiten des Jahres. Warum? Weil die Natur zur Ruhe kommt und sich von der Produktionsphase erholt und ich mich von dieser Atmosphäre inspirieren lassen kann. Die Natur lehrt mich zu verlangsamen, zur Ruhe zu kommen. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen an Burnout erkranken und Erschöpfungsdepressionen zunehmen, ist die beginnende Winterzeit ein natürlicher Zeitraum, um aus dem sommerlichen Aktivitätsrhythmus in einen ruhigeren Winterrhythmus umzusteigen.

Verlangsamen, zur Ruhe kommen und Innehalten sind heute Zauberwörter, die mit vielen Versprechen einhergehen: zum Beispiel die eigene Mitte finden, in Harmonie leben, mit der eigenen Quelle verbunden sein, kurz: den täglichen Sorgen und Problemen entrinnen. Wer sich darauf einlässt, stellt aber nicht selten ernüchtert fest: mit der Ruhe und dem Innehalten kommen auch innere Unruhe oder Unzufriedenheit zum Vorschein, denen man entflieht, indem man sich erneut in rastlose Betriebsamkeit stürzt.

Innehalten und zur Ruhe kommen wollen geübt sein. Eine Möglichkeit dazu ist die Meditation. Seit den 1990er Jahren wird dazu intensiv geforscht. Unzählige Studien belegen immer wieder aufs Neue, dass Meditation heilsam wirkt. Sie unterstützt die Gesundheit, befördert heilsame Prozesse bei psychischen Störungen, verschiedenen Krankheiten oder psycho¬somatischen Symptomen. Dies ist beeindruckend und manch einer oder eine meditiert, um von den heilsamen Wirkungen des Meditierens zu profitieren.

Meditieren ist aber mehr als ein Medikament oder eine Therapie: meditieren ist eine Form des Gebets, bei dem Hören, Lauschen und Wahrnehmen mit allen Sinnen im Mittelpunkt stehen. Man braucht dabei nichts zu erreichen, weder eine gute Meditation noch den inneren Frieden. Es geht schlicht darum, innezuhalten und wahrzunehmen, was hier und jetzt gerade ist; zu üben, immer wieder in diese Offenheit, Achtsamkeit und Neugier für den gegenwärtigen Augenblick zurückzukommen, wenn man in Gedanken abschweift. Diese Übung führt in der Regel nicht ins Paradies und macht auch nicht sofort gesund. Aber sie kann Menschen wieder etwas mehr in Kontakt bringen mit sich selber, mit dem, was um sie herum geschieht, mit der Umwelt, mit den Mitmenschen und auch mit dem, was das Christentum Gott nennt. Das scheint nichts Besonderes zu sein. Und doch wohnt der Meditation eine grosse Kraft inne. Sie gleicht der Kraft des Wassers, das im Laufe der Zeit langsam und unaufhaltsam die Erdoberfläche modelliert. Meditation verändert die Meditierenden.Das ist manchmal schön, manchmal schmerzhaft. Es ist aber immer heilsam. Dies kann zum Beispiel heissen, dass ich mich meiner Begabungen bewusster werde, mich darüber freue und sie gezielter einsetze; dass ich meine Lebenswunden und Grenzen besser spüre, sie etwas mehr akzeptiere und achtsamer mit mir umgehe; dass ich merke, wie viel Stress ich mir selber mache, wenn ich unrealistischen Zielen nachrenne und mich überfordere; dass ich offener werde für die kleinen Wunder, die jeder Tag bereithält und wieder staunen lerne; oder dass ich ansprechbar werde für die Not anderer, für Vergebung und Versöhnung.

Meditieren setzt Prozesse in Gang, die Menschen empathischer und achtsamer, kurz: menschlicher werden lässt. Doch auch das nicht auf Bestellung oder mit Garantie. Sondern als Geschenk.

Der Winter als Phase der Naturruhe, Weihnachten als Fest der Menschwerdung Gottes und Advent als Zeit der Vorbereitung auf dieses Fest: dies scheint die ideale Jahreszeit, um zu meditieren. Nicht nur, um die Kostbarkeiten dieser Regenerationszeit wahrnehmen und geniessen zu können, sondern auch, um mit sich und dem Göttlichen etwas tiefer in Kontakt zu kommen, um sich der eigenen Lebenswelt neu zu öffnen. Wer dies nicht alleine tun möchte, hat Gelegenheit, in einer Gruppe zu meditieren. Es gibt viele Formen der Meditation und ebenso viele Meditationsangebote. Eine Möglichkeit bietet der Kurs der Pfarrei Köniz: «In die Stille im Advent lauschen».

Hier lassen wir die To-do-Listen hinter uns und tauchen ein in einfaches Dasein. Wir schauen auf ein Kerzenlicht, hören auf den Klang einer Klangschale, achten auf den Atem, lassen ein Wintergedicht in uns Wurzeln schlagen. Und wir öffnen uns für das Geheimnis allen Lebens: in mir, in dir, im Licht, im Klang, im Wort, im Advent, ... und schliesslich an Weihnachten.

Eleonore Näf

Vier Freitagabende im Advent:
29. November, 6., 13. und 20. Dezember, jeweils 18.45 bis 21.30. Pfarreizentrum St. Josef in Köniz. Infos & Anmeldung: www.inspirierend.info / www.sanktjosefkoeniz.ch /
Eleonore Näf: kontakt@heilkraft-der-stille.ch; 031 301 34 22.

 

 

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