Ob Gott mit an Bord ist? Foto: JoeLena, istockphoto.

In einem Boot

Maskentragen verbindet.

Wenn ich mich in den letzten Wochen – vorsichtig, ängstlich, überzeugt, widerwillig – mit Maske unter die Menschen mische, muss ich manchmal schmunzeln.

Autorin: Gabriele Berz-Albert

Irgendwie ist es schon ein wenig witzig, wie die gemeinsame Bürde des Maskentragens über viele Unterschiede hinweg verbindet: die junge Frau mit dem Piercing in der Augenbraue, den glatzköpfigen Herrn, die Gruppe muslimischer Flüchtlingsfrauen unter ihren Kopftüchern, die Ordensfrau mit ihrem Schleier. Manche Unterschiede verblassen hinter diesem Stück Stoff oder Vlies, das wir uns vor das Gesicht binden.

Mindestens im Kampf gegen das Virus sitzen alle in einem Boot. Und ich denke, bei allem Elend hat es immerhin auch etwas Gutes: Wenn das Wasser allen bis zum Hals steht, kann man sich allzu viel Trennendes gar nicht mehr leisten. Es gibt so viel Elend auf der Welt und so Vieles, was man miteinander bekämpfen könnte: den Klimawandel, den weltweiten Hunger, Not, die Menschen zur Flucht treibt, Einsamkeit und Gewalt, den fehlenden Glauben an einen Sinn und die Missachtung der Menschenwürde … Bei so viel Elend können sich auch die Religionen allzu viel Trennendes eigentlich gar nicht mehr leisten.

Da fällt mir angesichts der vielen Menschen hinter ihren bunten Masken die Woche der Religionen ein, die immer im November stattfindet. Ich bin froh um diese Woche, auch wenn sie 2020 an vielen Orten abgesagt wird. Sie erinnert mich: Auch wenn der ganzen bunten Menschheitsfamilie auf dieser gefährdeten Erde das Wasser bis zum Hals steht, wir sitzen alle in einem Boot. Und sie lässt mich hoffen, dass der Eine Gott, der das Leben für alle will, mit an Bord ist – egal, welchen Namen man ihm gibt. Ganz da. Mittendrin.

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