Kloster Namen Jesu in Solothurn: Seit über 400 Jahren ein Daheim für eine Schwesterngemeinschaft, die rund 200 Pfarreien mit Hostien aus ihrer Klosterbäckerei beliefert. Liliane Géraud

Ist es noch zeitgemäss, ins Kloster zu gehen?

Wir schreiben das Jahr 1609. Die Solothurner Beginen, eine Gemeinschaft allein stehender Frauen, lebten im Glauben zusammen. Doch sie legten kein Gelübde ab.

Sie standen unter Druck, wurden der Häresie bezichtigt. Die Beginen sollten sich einer Reform unterziehen, die sie dem Franziskanerorden unterstellte. Aber die Gemeinschaft lehnte es ab, ein Keuschheits-Gelübde abzulegen, keinen Besitz mehr zu beanspruchen und Gebetszeiten einzuhalten. Die Verhandlungen endeten in einem Kompromiss. Die Beginen führten unter der Leitung der Franziskaner ihr Leben fort, nahmen aber damals keine neuen Mitglieder mehr auf. Die Gemeinschaft durfte aus den eingebrachten Mitgiften vor der Stadt ein Kloster bauen: Namen Jesu. So entsprang aus der Lebensweise der Beginen die Klostergemeinschaft – mit Gebet und Hausordnung, doch ohne Gelübde auf Lebenszeit. Diese Lebensform aus dem Mittelalter ist so mittelalterlich nicht. Vielmehr erinnert sie an Wohngemeinschaften für Frauen, welche die Stabilität einer Gemeinschaft schätzen. Ihre Lebensordnung passen sie den Verhältnissen an, die Arbeit verbindet sie mit der Aussenwelt. Das Kloster Namen Jesu betreibt bis heute eine Hostien-Bäckerei und beliefert rund 200 Pfarreien.
Im Geist der Gegenreformation entsprach das Kloster dem Bedürfnis Gott suchender Mädchen. Doch heute? Findet die Klostergemeinschaft ihre Zukunft, indem sie zu den Wurzeln der Beginen zurückgeht? Schwester Luzia vom Kloster ist Realistin: «Wenn jetzt eine junge Frau käme, um für immer bei uns zu bleiben, würde ich ihr viel Zeit lassen.» Eine Entscheidung fürs Leben zu treffen, ist heute vielleicht nicht mehr möglich. Doch eine Zeit lang zu erleben, wie Stille und Schlichtheit den voll gestopften Geist aufräumen, bleibt ein reizvoller Gedanke.


www.namenjesu.ch

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