Jesus, der Befreiungstheologe

Wie? Jesus ein Befreiungstheologe? Gewiss, denn für jeden Juden nimmt die Exodus-Befreiungsgeschichte einen zentralen Platz im Glauben ein. Moses führte sein Volk aus der Sklaverei in die Freiheit, und zwar im Namen Gottes. Diesen Namen erfuhr Moses in einem brennenden Dornbusch. Er lautet Jahwe! Das bedeutet: Ich bin mit euch und für euch da. Über 1000 Jahre später kam Jesus zur Einsicht: Diese Zusage Gottes galt nicht nur dem damals unterdrückten jüdischen Volk, es gilt allen Unterdrückten aller Zeiten. Er wandte sich den verstossenen Menschen nicht nur aus Sympathie zu, sondern weil er sich gewiss war: Das Wesen Gottes ist die Option für alle Armen und Entrechteten. Und so geriet er zwischen die Fronten. Als gläubiger Jude hielt er das Gesetz hoch und verstiess trotzdem demonstrativ dagegen, um zu sagen: Wichtig ist nicht der Buchstabe, sondern der Geist in Gesetz und Religion. Wichtig sind die Menschen, auch und gerade die Geächteten: die Kranken, die Sünder, die Frauen, die Fremden und Andersgläubigen wie z.B. die Samaritanerin. Jesus stellte den Menschen ins Zentrum, ganz nach dem Motto: Gott ist für die Menschen da (nicht der Mensch ist für Gott da). In diesem Glauben gründet der radikale, universelle Humanismus von Jesus, der sich gegen die manipulativen und unterdrückerischen «Wahrheiten» der religiösen und politischen Machthaber wendet. Jesus sah es als seine Mission, den Menschen ihre geraubte Würde wiederzugeben und sie über alle Grenzen hinweg zu Mit- Menschen zu befreien.

José Balmer vertritt seine persönliche Sicht. Wer auf seine Anregungen einsteigen will, kritisch, zustimmen oder ergänzend, kann das in unserem begleitenden Forum tun (Online-Formular, Email).

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