«Eine enge Beziehung zwischen Gott und Mensch.» Sabina Ingold, Jahrgang 1985, Theologiestudentin aus Gümligen.

Kein Mensch unter vielen

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Jes 43,1

Zum ersten Mal habe ich diesen Bibelvers bei einer Tauffeier gehört. Selten hat mich ein Bibelvers so zum Nachdenken angeregt.

Für mich drückt dieser Bibelvers, wie kaum ein anderer, die enge Beziehung zwischen Gott und Mensch aus. Gott ruft mich bei meinem Namen und somit trete ich aus der Anonymität heraus. Mein Name gibt mir meine Identität, ich bin nicht nur ein Mensch unter vielen, sondern eine eigenständige Person, mit einem Namen, einer Geschichte, Schwächen und Stärken. Nimmt man mir meinen Namen, verliere ich meine Identität, verschwinde in der Menge und werde zu einem Menschen unter vielen. Meine Identität wird aufgelöst, ich und meine Geschichte geraten in Vergessenheit.

«Denn ich habe dich bei deinem Namen gerufen» ist ein ganz persönlicher Zuspruch. Ich bin nie allein und werde von Gott nicht vergessen. Er ruft mich, kommt auf mich zu, auch dann, wenn ich mich fürchte, mich auf meinem Lebensweg verloren und von Gott abgewandt habe. Ich bin angenommen und geliebt als Mensch, ich bin sein. Zum Leben eines jeden Menschen gehört auch das Leid. Für mich bedeutet dieser Vers das JA Gottes zum Menschen mit all seinen Schwächen, Ängsten und Zweifeln. In diesem JA zum Menschen, in diesem Angenommensein und dem persönlichen Zuspruch von Gott zeigt sich die Liebe Gottes.

Lieben heisst, sich hinzugeben, zu vertrauen, den Anderen zu nehmen, wie er ist. Auch wenn wir die Liebe Gottes nur für ganz kurze Augenblicke spüren, ist es für mich unglaublich befreiend und tröstend zu wissen, dass ich angenommen bin, als ganzer Mensch mit meinen Schwächen, Ängsten und Zweifeln.

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