Kirche Jesu sein

In einem Dorf in Bolivien. Eine arme Frau schluchzt: «Für dieses Paar Stöckelschuhe muss ich drei Monate lang arbeiten. Meine Arbeitgeberin brachte sie von Miami mit und sagte, sie schenke sie mir. Jetzt beharrt sie darauf, dass ich sie abbezahle. Mein Lohn ist 45 Dollar im Monat. Wie bringe ich meine Kinder ohne Geld durch?» Mit der feinen Dame zu reden, war aussichtslos. Aber der Fall veranlasste unser Pfarrteam, einen Kurs über die Arbeitsrechte durchzuführen. Und am Karfreitag wurde eine Station des Kreuzwegs umbenannt in: «Jesus wurde seiner Rechte beraubt», mit zeitkritischer Meditation. Ja, die Kirche verändert sich, wenn sie die Realität der Menschen «unten» sieht und danach fragt, warum es so ist, wie es ist, in der Schweiz und weltweit. Die Kirche – wir – werden Volk Gottes, wenn wir uns wie Jesus zu Verbündeten der Unterdrückten und Ausgebeuteten machen und mit ihnen gegen die Ursachen von Not und Elend ankämpfen: gegen ungerechte Handelsbeziehungen, unfaire Löhne der Billigarbeiter, schmutzige und versteckte Spiele mancher Multis und Regierungen, gegen die nationalistische Interessenpolitik usw. Schon Franz von Assisi habe in einem Traum den Auftrag gefasst, die Kirche wieder ins Lot zu bringen. Papst Franziskus hat eine ähnliche Aufgabe. Mir fällt auf, dass beide es nicht mit kleinlicher Moral versuchen, sondern mit gelassener Fröhlichkeit und mit der Kehrtwende zur Armut hin! Und hoffentlich auch bald mit gleichen Rechten für Mann und Frau in den eigenen Reihen.  

José Balmer vertritt seine persönliche Sicht. Wer auf seine Anregungen einsteigen will, kritisch, zustimmen oder ergänzend, kann das in unserem begleitenden Forum tun (Online-Formular, Email).

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