Plakat in einer anglikanischen Kirche in London. Die Übersetzung könnte etwa so lauten: „Wir glauben an eine inklusive Kirche - Kirche, die auf keiner Ebene diskriminiert, weder wegen wirtschaftlicher Macht, noch wegen des Geschlechts, der psychischen Gesundheit, körperlicher Möglichkeiten, Rasse oder Sexualität. Wir glauben an Kirche, die alle Menschen begrüsst und ihnen dient im Namen Jesu Christi; die der Schrift treu ist, die das Evangelium von neuem für jede Generation verkünden will, und die, mit der Kraft des Heiligen Geistes, es allen Menschen zu begreifen ermöglicht, wie breit und lang und hoch und tief die Liebe Jesu Christi ist.“

Kirche mit den Frauen

Auch im kommenden Jahr präsentieren wir an dieser Stelle online und in der Druckausgabe auf Seite 7 jede Woche einen Serienbeitrag. Im Jahr 2016 geht es um die „Kirche mit den Frauen“. Die verantwortliche Autorin kennt die Details...

«Kirche mit* den Frauen» ist eine Initiative von zwei Frauen und einem Mann: Esther Rüthemann, Hildegard Aepli und Franz Mali. Die drei machen sich zusammen auf den Weg und pilgern nächsten Frühling von St. Gallen nach Rom. Sie nehmen mehr als 1000 km unter die Füsse, um ein Zeichen zu setzen: Ein Zeichen für die vielen Frauen, die sich in der Kirche «fremd, nicht ernst genommen oder unwillkommen (fühlen), weil sie zu wenig in verantwortlichen Gremien eingebunden werden oder an Entscheidungsprozessen kaum beteiligt sind».
Die Kampagne ist für uns Anlass, in der neuen «pfarrblatt»-Jahresserie im nächsten Jahr den Fokus auf die Frauen und ihren Traumeiner geschwisterlichen Kirche zu legen. Vieles wird heute in den Pfarreien und darüber hinaus von Frauen gestaltet und getragen. Frauen stehen Gottesdiensten vor, kochen die Fastensuppe, unterrichten und lehren, besuchen Kranke, leiten den Sozialdienst oder sie predigen. In vielen Bereichen zeigt die katholische Kirche heute ein weibliches Gesicht. Das verdankt sie den vielen Pionierinnen und starken Frauennetzwerken in und über die eigene Kirche hinaus. Viele Frauen (und Männer) haben für mehr Geschlechtergerechtigkeit gekämpft, viele haben sich verletzt oder enttäuscht von der Kirche verabschiedet. Denn eine Kirche mit den Frauen ist die katholische Kirche bis heute noch nicht.
In der Jahresserie 2016 erinnern wir an Pionierinnen, die in Theologie und Kirche neue Wegmarken gesetzt haben. Wir erinnern an Frauen verschiedenster Couleur vom Zweiten Vatikanischen Konzil bis heute. Wir hören von der Frau, die als Mädchen schon an der Orgel sass, als die Kirche noch argumentierte, der Gesang von Ordensfrauen müsse von einem nicht einsehbaren Ort aus erfolgen; wir erinnern an Theologinnen der ersten Stunde, an die erste Pastoralassistentin in unserer Region, die ersten Ministrantinnen, an Denise Wyss und Maria Kellenberger. Wissen Sie, wer die erste Radiopredigerin war? In all diesen Aufbruch und die Bewegung an der Basis hinein meldete sich auch das Lehramt zu Wort. Auch von diesen Verlautbarungen hören wir.
Selbstverständlich drängten Frauen schon früher auf ihren Einbezug in Kirche und Gesellschaft. Eine Pionierin war die US-amerikanische Bürgerrechtlerin Elizabeth Cady Stanton (1815–1902). Sie setzte sich nicht nur für das Frauenstimmrecht und die Abschaffung der Sklaverei in den USA ein, sondern gab zusammen mit 26 weiteren Frauen bereits 1895/98 eine zweibändige «Women’s Bible» heraus, in der sie eine feministische Lektüre der biblischen Bücher vertrat. Und 1942 hielt etwa Simone Weil kritisch fest, ihr Platz in der Kirche sei «auf der Schwelle». Und sie weigerte sich, diesen Platz im Schnittpunkt der Welten zu verlassen. Denn die katholische Kirche schliesse zu vieles aus, was ihr wichtig sei und was sie liebe. Und sie fügte an: «so viele Dinge, die Gott liebt und ins Dasein gerufen hat».
Wir laden Sie ein Jahr lang zu einer Begegnung mit vielen dieser Frauen ein, die Kirche bis heute prägen.

Angela Büchel Sladkovic

Hinweis: www.kirche-mit.ch

Die Jahresserie 2016 im Überblick

 

Autorinnen und Autor

Die freiberufliche Theologin Angela Büchel Sladkovic wird für die Jahresserie 2016 verantwortlich sein. Zwischen 2009 und 2015 war sie im Verbandsvorstand des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes tätig.
Auch Detlef Hecking und Katja Wissmiller werden an der Jahresserie mitarbeiten. Detlef Hecking ist Leiter der Bibelpastoralen Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks in Zürich und Lehrbeauftragter für Neues Testament am Religionspädagogischen Institut Luzern. Katja Wissmiller ist Theologische Fachmitarbeiterin der Bibelpastoralen Arbeitsstelle, zwischen 2008 und 2013 war sie Leiterin der Fachstelle Feministische Theologie der «FrauenKirche» Zentralschweiz.

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