Durch die Maschen gefallen. Auch in Bern. Symbolbild. Foto: fotolia, Ruslan Galyullin

Kirchliche Gassenarbeit Bern fängt Menschen auf

Die Kirchliche Gassenarbeit Bern wird 30 jährig. Braucht es sie noch?

Seit 30 Jahren setzt sich die Kirchliche Gassenarbeit Bern anwaltschaftlich für Menschen ein, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Gasse haben. Die Angebote sind jeweils kostenlos und das Team arbeitet konfessionell neutral. Die Institution ist eine Notwendikeit bis heute!

Es gibt Menschen, die fallen selbst heute noch im öffentlichen Raum auf. Randständige, Obdachlose, mannigfaltig Drogenabhängige oder anderweitig Auffällige. Sie würden nicht ins Stadtbild passen, heisst es immer wieder. Man müsse sie wegweisen, sogenannte Rayonverbote aussprechen, verdrängen gar. Etwa beim Eingang zum Berner Hauptbahnof oder bei der Heiliggeistkirche. Aus den Augen aus dem Sinn quasi.

Hier nun setzt die Gassenarbeit Bern und insbesondere die Kirchliche Gassenarbeit an. Sie setzen sich für diese Menschen ein, ohne Ansehen der Personen, ohne Ausweise zu verlangen. Anwaltschaftlich und parteiisch. Wer Hilfe will, soll diese Hilfe bekommen. Die Kirchliche Gassenarbeit sei bis heute eine Notwendigkeit, heisst es in einer Medienmitteilung, der Kanton Bern schnüre «ein Sparpaket nach dem anderen», der Anspruch auf Prämienverbilligungen und die Unterstützung durch Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen werde so für immer mehr Menschen gekürzt oder gar gestrichen. «So fallen immer mehr Menschen durch die Maschen der Institutionen», schreiben die Verantwortlichen der Kirchlichen Gassenabreit Bern weiter.

Sie hätten es mit immer mehr Menschen zu tun, die sogenannte Erstkontaktquote steige stetig an. Es zeige sich, so heisst es in der Mitteilung, dass die Niederschwelligkeit und Freiwilligkeit der Angebote, die Parteilichkeit und Anwaltschaftlichkeit für die Menschen auf der Gasse es ermöglichen würden, dass das Team Zugang zu Personen habe, die von anderen Institutionen kaum erreicht würden. «Die Kirchliche Gassenarbeit Bern kann also ihren Teil dazu beitragen, dass eine von der Politik der letzten Jahre verursachte Lücke im Sozialsystem geschlossen werden kann», heisst es zum Schluss der Medienmitteilung.

Nun feiern die Verantwortlichen der Kirchlichen Gassenbarbeit Bern das 30-jährige Jubiläum ihrer Institution. Bis in den Dezember hinein gibt es eine «Kulturtour» durch die unterschiedlichsten Kulturlokale und an die verschiedensten Standorten der Stadt Bern. Das Ziel dabei sei es, «auf das Leben der Menschen mit Lebensmittelpunkt Gasse aufmerksam zu machen und ihnen somit einen Platz mitten in der Gesellschaft einzuräumen». Es gibt eine grosse Ausstellung, Konzerte, Theater und eine grosse Tavolata.

Vom 7. - 21. September findet auf der Warmbächli Brache beispielsweise die Fotoausstellung «Ausgrenzung» in der Stadt Bern stattt. Am 14. September gibt Stiller Has ein Konzert in der Turnhalle (Speichergasse 4) in Bern. Am 15. November lädt die Gassenküche in der Grossen Halle der Reitschule zu Tisch. Alt und Jung, Arm und Reich werden an langen Tafeln mit feinem Essen und musikalischen Überraschungen verwöhnt. Der Erlös kommt der Kirchlichen Gassenarbeit zugute. Es gibt noch viele weitere Angebote. Das detaillierte Programm finden Sie unten im pdf.

Andreas Krummenacher/com

 


Hinweise

Detailliertes Programm 30 Jahre Kirchliche Gassenarbeit Bern

2010 berichteten wir über die Arbeit der Kirchlichen Gassenarbeit. Zwei Gassenarbeiterinnen gaben der damals freien «pfarrblatt»-Mitarbeiter Sarah Seiler Auskunft. Vieles hat sich verändert. Inzwischen arbeitet nur noch Frau Calvo bei der Kirchlichen Gassenarbeit und das Büro wurde in die Speichergasse 8 in Bern gezügelt. Die Arbeitsweise und die grundlegende Ethik aber bleiben unverändert: 
«pfarrblatt» Nr. 51, 2010: «Wir gehen überall dorthin, wo Menschen sind»


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