Regina Fuhrers Bio-Bauernhof in Burgistein. Foto: zVg

«Konsum liegt mir nicht»

Die Ökumenische Fastenkampagne setzt sich für einen verantwortungsvollen Fleischkonsum ein, um die Klimaveränderung zu bekämpfen. Die Burgisteiner Biobäuerin Regina Fuhrer setzt sich als Fleischproduzentin für die Fastenkampagne ein. Im Gespräch erzählt sie, warum sie als Nicht- Kirchgängerin und Mitglied der SP die Aktion von Fastenopfer und Brot für alle aktiv unterstützt.


«pfarrblatt»: Regina Fuhrer, Sie müssen eine fleissige Kirchgängerin sein.
Regina Fuhrer-Wyss: Nein, ich muss Sie enttäuschen. Ich bin keine Kirchgängerin.

Sie sind Biobäuerin, waren u.a. Präsidentin von Bio Suisse , sind Präsidentin der Kleinbauern-Vereinigung und politisieren für die SP und setzen sich jetzt für die Kirchen ein. Was hat Sie dann dazu gebracht, sich für die Ökumenische Kampagne Fastenopfer/ Brot für alle zu engagieren?
Ich finde es ganz toll, dass Fastenopfer und Brot für alle sich aktiv mit entwicklungs- und umweltpolitischen Themen auseinandersetzen und damit auch Verantwortung für diese Bereiche übernehmen. Deshalb habe ich auch gerne die Anfrage für Referate zum Thema Sojaanbau und Fleischkonsum angenommen. Ich konnte da meine Erfahrungen aus der Praxis und mein Wissen zu diesen Themen weitergeben.

Erklären Sie uns den Widerspruch: Sie produzieren Biofleisch – und propagieren mit der Kampagne trotzdem weniger Fleischkonsum.
Wir produzieren auf unserem Bauernhof vor allem Milch. Damit die Kühe Milch geben, müssen sie jährlich ein Kalb zur Welt bringen. Nicht all diese Kälber werden für die Milchproduktion nachgezogen. Die jungen Stierenkälber und die Kuhkälber, die nicht in die Aufzucht gehen werden gemästet. So gehört auch die Fleischproduktion zur Milchproduktion. Der durchschnittliche Fleischkonsum in der Schweiz beträgt 57 kg pro Kopf und Jahr; es wird viel mehr Fleisch gegessen, als bei der Milchproduktion anfällt. Der Konsum von Geflügel hat massiv zugenommen. Problematisch daran ist, dass die Masttiere oft mit Futter aus dem Ausland gefüttert werden. Wenn weniger Fleisch konsumiert wird, nimmt die Umweltbelastung durch Futtermittelimporte und industrielle Sojaproduktion ab. Hühner sind im Gegensatz zu Rindern keine Wiederkäuer. Sie fressen kein Gras, dafür viel Getreide, und sind somit direkte Nahrungsmittelkonkurrentinnen für uns Menschen. Der Konsum von Schweizer Biofleisch aus Weidemast ist die sinnvollste Art des Fleischkonsums.

Womit füttern Sie Ihre Tiere?
Unsere Kühe und Rinder erhalten ausschliesslich hofeigenes Futter. Das heisst Gras und Heu und im Winter wenig Kartoffeln und Gerstenmehl dazu. Zukaufen müssen wir nur das Salz. Unsere 6 Hühner erhalten eigene Getreidekörner, dazu aber noch spezielles Bio-Legehennenfutter, das wir zukaufen.

Es wird behauptet, die Produktion von Steaks oder Pouletflügel belastet das Klima stärker als alle Flugzeuge, Autos und Schiffe weltweit. Können Sie das nachvollziehen?
Diese Aussage ist für mich schwer nachvollziehbar. Pouletfleisch ist mit dem hohen Anteil an Soja im Futter sehr belastend für die Umwelt. Auch werden heute immer mehr Rinder mit Getreide und Soja gemästet, da so die Zunahmen rascher sind als mit Gras. Dann fällt sicher auch der Fleischtransport rund um den Globus ins Gewicht; lange Kühlketten sind enorme Energiefresser. Dennoch, dass dies die Umwelt stärker belastet als der gesamte Verkehr, kann ich fast nicht glauben.

Die Produktion von Soja scheint also ein grosses Problem zu sein. Warum?
Der Sojaanbau hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Gut 70% des verwendeten Saatgutes ist gentechnisch verändert. Die Bauern müssen das Saatgut und die Pestizide immer wieder von Neuem von Grosskonzernen einkaufen. Soja wird in grossen Monokulturen, ohne Fruchtfolge und mit enormem Einsatz von Pestiziden angebaut. Dies führt zu einem enormen Verlust an Vielfalt in den Anbauregionen. Für den Sojaanbau werden Riesenflächen von Regenwald gerodet und Kleinbauern aus ihrer Heimat vertrieben. Mit grossen schweren Maschinen braucht es nur noch eine Person, um 200 Hektaren zu bewirtschaften. Das ist 10-mal die Fläche eines Schweizer Durchschnittsbetriebes. Die industrielle Sojaproduktion verdrängt die lokale Lebensmittelproduktion zugunsten der Futtermittelprodukton. Das alles sind riesige Probleme für die Umwelt, aber auch für die Menschen, die dort leben.

Die Kampagne der Fastenzeit läuft unter dem Motto: «Weniger für uns. Genug für alle.» Wie setzen Sie persönlich das konkret um?
Ich bin eigentlich eine sehr uninteressante Person für unsere Konsumgesellschaft. Ich bin absolut ungeeignet zum «Shoppen» – ich habe nicht das Bedürfnis nach immer neuen Sachen. In meinem Leben bin ich noch nie geflogen. Beim Einkauf von Lebensmitteln, die wir nicht selber produzieren, kaufe ich fast ausschliesslich Bioprodukte und achte auf Regionalität und Saisonalität.

Regina Fuhrer, herzlichen Dank für das Gespräch.

Interview: Jürg Meienberg

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