Für Frauen verboten: 1994 hielt Papst Johannes Paul II. fest, «dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden». Foto: Priesterkragen. wikimedia/I, BrokenSphere.

«Kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken...»

Papst Johannes Paul II. hat es unmissverständlich festgelegt: «Die Kirche» habe keinerlei Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden. Endgültig.

In vielen Fragen ist die jüngere Kirchengeschichte seit dem 2. Vatikanischen Konzil ein Hin und Her zwischen Fortschritten und Rückschritten, hoffnungsvollen Aufbrüchen und ernüchternden Restriktionen. Zu Letzteren gehörtdas Apostolische Schreiben «Ordinatio Sacerdotalis» vom 22. Mai 1994 «über die nur Männern vorbehaltene Priesterweihe».
Ausgerechnet an Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes, der «weht, wo er will» (Joh 3,8), hielt Papst Johannes Paul II. höchst offiziell fest,«dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben». Zur Begründung verwies der Papst auf die Erklärung der Glaubenskongregation «zur Frage der Zulassung der Frauen zum Priesteramt» vom 15.10.1976 («Inter Insignores»).
Diese Erklärung hatte in freundlich-werbender Argumentation, aber unzweideutig in der Sache die bekannten Positionen vertreten. Dass die kirchengeschichtliche, exegetische und theologische Diskussion seit 1976 erneut weitergegangen war, blieb 1994 und auch seitdem unberücksichtigt. Im Gegenteil: 1995 hat die Glaubenskongregation diese Lehre explizit als unfehlbar bezeichnet. Dass die Diskussion um das Frauenpriestertum trotzdem nicht abgebrochen «Kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken...» ist, ist ein Anzeichen für ernsthafte Spannungen zwischen dem sensus fidelium, dem Glaubenssinn aller – in diesem Fall ausserordentlich vieler – Gläubigen weltweit und dem kirchlichen Lehramt.

Glaubenszustimmung kann nicht per Doktrin, sondern nur über eine freie, persönliche Entscheidung erreicht werden. Die Frage des Frauenpriestertums ist damit ein Beispiel dafür, wie die Kirche zur Gefangenen ihrer eigenen Geschichte werden kann. Mit seiner Ankündigung vom 13. Mai 2016, eine Studienkommission zum Frauendiakonat einzusetzen, hat Papst Franziskus deshalb einen Weg zur Deblockierung der festgefahrenen Situation gewiesen. Gute biblische Gründe gibt es dafür allemal: Schon Paulus rühmt nicht nur die Diakonin Phöbe aus der Gemeinde von Kenchreä bei Korinth (Röm 16,1), sondern auch die Apostelin Junia (Röm 16,7), die in fast allen Bibelübersetzungen der letzten Jahrhunderte fälschlich zu einem Mann namens Junias gemacht worden war. In den demnächst erscheinenden Revisionen der Einheitsübersetzung und auch der Lutherbibel wird Junia ihre lang erwartete «Auferstehung» feiern und damit zu einer besseren Würdigung von Frauen in der Kirche beitragen.

Detlef Hecking, Bibelpastorale Arbeitsstelle


Die Jahresserie 2016 im Überblick

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