Die ganze Lebenssituation wird in Frage gestellt, Verzweiflung. Hilfe ist dann dringend! Bild: Ursil Ngatchou

Licht am Ende des Tunnels

Vor 16 Jahren stellte Lydie aus dem Kongo in der Schweiz ein Asylgesuch. Sie erzählt von Verzweiflung, aber auch Hilfe.

Eine der ersten Personen, die Béatrice Panaro im Rahmen der Asylberatung kennenlernte, war Lydie, eine junge Frau und Mutter aus der Demokratischen Republik Kongo. Für das «pfarrblatt» hat sich die Studentin Silvia Corti mit Lydie unterhalten.


Vor 16 Jahren kam Lydie aus der Demokratischen Republik Kongo, im Herzen Afrikas gelegen, in die Schweiz und stellte hier ein Asylgesuch. Sie war schwanger, begleitet von ihrer dreijährigen Tochter. Ihr Sohn stiess später zu ihnen. Sie wurden in einer Unterkunft in der Nähe von Bern untergebracht. Einige Jahre später bekam Lydie einen Wegweisungsentscheid. Es begann eine lange Zeit geprägt von der Angst, von der Polizei kontrolliert zu werden und in ihre Heimat ausgeschafft zu werden. Sie war verzweifelt und wie in einem Tunnel gefangen.

«pfarrblatt»: Wie haben Ihre Kinder diese schwierige Situation erlebt?

Lydie: Als sie klein waren, wussten sie nicht, dass sie nach dem Gesetz eine Bewilligung brauchten, um in der Schweiz zu bleiben, obwohl sie Schweizerdeutsch sprachen, ihre Freunde Schweizerinnen und Schweizer waren und die Jüngste von ihnen hier geboren war. Sie konnten nicht verstehen, warum sie an den Schulreisen ins Ausland nicht teilnehmen durften. Nach einer Weile erklärte ich ihnen die Situation und von da an haben sie eine wichtige Rolle übernommen.
Anfangs war ich es, die meine Kinder dazu anhielt, in der Schule gute Resultate zu erzielen und sich zu integrieren, in der Hoffnung, das werde bei der Vergabe der Aufenthaltsbewilligung eine positive Auswirkung haben. Später haben sie mich dazu ermutigt, Deutsch zu sprechen, auszugehen und Schweizer Essen zu probieren. Ohne diese Kleinigkeiten hätte ich mich von der Krise nicht erholt, in die ich geraten war.

Haben Sie an eine Rückkehr gedacht?

Die Behörden konfrontierten uns damit. Wegen meiner Kinder habe ich nie die Möglichkeit einer freiwilligen Rückkehr in Betracht gezogen. Das Leben nach der Rückkehr wäre noch schwieriger geworden als im dunklen Tunnel in der Schweiz.

Sie haben so lange um das Überleben hier gekämpft. Was hat Ihnen dabei geholfen?

Meine Kinder haben eine fundamentale Rolle gespielt. Die Dorfbewohner haben uns in unserem Integrationsprozess unterstützt, beispielsweise mit Hausaufgabenhilfe. Mein Glaube an Gott hat mir ermöglicht, die vielen Schwierigkeiten auszuhalten. Und nicht zu vergessen ist die Unterstützung der katholischen Kirche Region Bern.
Jeder abgewiesene Asylsuchende hat ein Recht auf Nothilfe. Aber der Betrag, den wir erhielten, reichte kaum zum Leben. Dank der Unterstützung der Kirche durften die Kinder Freizeitaktivitäten pflegen, wie alle anderen. Das hat ihre Integration in der Schule begünstigt und verhindert, dass sie sich ausgeschlossen fühlten.
In den regelmässigen Gesprächen mit Béatrice Panaro bekam ich eine moralische Unterstützung, die mir die Kraft gab, die Familie zusammenzuhalten. Dies ist wesentlich, wenn man sich allein und isoliert fühlt. Dank ihrer Zusammenarbeit mit einem Anwalt konnte ich Schritte zur Regelung unseres Aufenthaltes machen. Ein wichtiger Schritt auf diesem langen Weg war die Arbeitssuche.

Interview: Silvia Corti

Anmerkungen: Im Verlauf dieses Jahres bekam Lydie eine Aufenthaltsbewilligung. Jetzt darf sie an die Zukunft denken. Wenn ihre Kinder die Ausbildung abgeschlossen haben und finanziell selbstständig sind, möchte sie sich Zeit für andere Menschen nehmen.
Die Sozialarbeiterin Béatrice Panaro ist bei der Fachstelle Sozialarbeit der Katholischen Kirche Region Bern zuständig für den Bereich Asyl.

 

Spenden für die Hilfskasse «Menschen in Not – Asyl»
Von Januar bis Oktober 2016 führte der Fasa-Asylbereich 424 Gespräche mit 68 Personen durch. Davon hatten 59% einen rechtskräftigen Wegweisungsentscheid und 35% waren im Asylverfahren. Die Kollekte vom 11. Dezember ist für die Hilfskasse für Menschen in Not der Fachstelle Sozialarbeit der Katholischen Kirche Region Bern (Fasa) zu Gunsten abgewiesener Asylsuchender und für den ökumenischen Mittagstisch bestimmt. Herzlichen Dank für Ihre Solidarität. PC 30-10715-1, Gesamtkirchgemeinde Bern, 3001 Bern. Vermerk: Kollekte Asyl.

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