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L'ordre des médecins

Demut und die Würde des Parienten - vielschichtig inszeniert im Film von David Roux

Simon verhängt nach dem Tod seiner Mutter die Spiegel in seiner Wohnung mit weissen Tüchern. Dieser jüdische Brauch erinnert die Trauernden daran, dass der Tod alle menschliche Hybris entlarven wird, und mahnt zur Demut.

Simon ist ein junger Arzt, der sich bestens zurechtfindet im Spitalalltag. Er macht die Triage von leichten und schweren Fällen mit links, bandelt mit der Assistenzärztin an, und im Gespräch mit den Patient*innen informiert er wenig mitfühlend. Er ist gut in seinem Job, aber innerlich distanziert. Als Simons Mutter in schlechtem Zustand ins Spital eingeliefert wird, verliert sich seine Lässigkeit. Die Mutter weiss, dass sie sterben wird. Sie will nicht noch einmal durch die Maschinerie der medizinischen Behandlungen. Simon will nicht wahrhaben, dass sie nicht alles versuchen will. Immer öfter schleicht er sich in die Katakomben des Spitals und irrt im Licht der Neonröhren umher. Als sich Simon eine Woche freinimmt, um seine Mutter zu begleiten, sieht er die Welt auch mal bei Tageslicht. Er erkennt, dass seine Affäre eine Beziehung, dass der Arztberuf ein respektabler Beruf sein könnte und dass ein Tod nicht nur ein verlorenes Leben bedeuten muss.

«L’Ordre des Médecins» von David Roux ist ein prägnanter Beitrag zur Debatte über Spitzenmedizin, der die Würde des Patienten aber auch die des Arztes vielschichtig thematisiert und ergreifend inszeniert.

Eva Meienberg, Religionswissenschafterin, Redaktorin Medientipp

«L’Ordre des Médecins», FRA 2018, Kinostart: 8. August
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