Martha Brun steht als erste röm.-kath. Theologin einem Radiogottesdienst vor. Foto: Archiv «pfarrblatt»

Martha Brun - «Pfingsten 99»

Steht 1995 als erste Frau einem römisch-katholischen Radiogottesdienst vor

Martha Brun (1940–2015) ist 1995 die erste Frau, die einem römisch-katholischen Radiogottesdienst vorsteht. Die Theologin war damals Gemeindeleiterin in Kleindöttigen. Eine weibliche Stimme in diesem Sendegefäss ist neu und löst nicht nur positive Reaktionen aus.

Angela Büchel Sladkovic

Diese Frau habe Probleme… war das jetzt eine Messe oder nicht? Chrut und Chabis durcheinander sei das gewesen, bemerkt ein Hörer. Radio SRF erinnert 20 Jahre später an diesen ersten röm.-kath. Gottesdienst «aus Frauen-Hand » und überträgt Martha Bruns Antwort: «Solange auch Priester aus dem Tabernakel Kommunion austeilen, sehe ich nicht ein, warum wir das nicht können.» Von Frauen erhält Martha Brun am Radio viel Lob.
Die Theologin ist sich Kritik gewohnt. Sie habe in ihrer Kirchenarbeit stets einen Mann ersetzt, erzählt sie. Immer wieder sei sie die erste Frau gewesen und habe gelernt, mit Argwohn umzugehen. Mitte der neunziger Jahre steht Martha Brun in einem Konflikt mit der Kirchenleitung, der schweizweit Wellen wirft. Liest man heute die Berichterstattung zu den als «Pfingsten 99» bezeichneten Ereignissen in den kirchlichen Medien, ist man erstaunt ob der Schärfe der Wortwahl. Kardinal Schwery befürchtet eine Kirchenspaltung in der Deutschschweiz, Kurt Koch spricht von der grössten Zerreissprobe seit dem Kulturkampf. Was war da los?

Bis Pfingsten 99

Anlässlich der Fortbildung der Angestellten in den Dekanaten Baden-Wettingen, Brugg und Zurzach entsteht ein Text, der das Unbehagen vieler in der Pastoral Tätigen ausdrückt, dass immer wieder Priester «eingeflogen» werden müssen, um in der Pfarrei Eucharistie zu feiern. Man wolle nicht länger auf die Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt warten; die Frage, wer einer Eucharistie vorstehen dürfe, müsse endlich – in diesem Jahrtausend noch! – geklärt werden. Taten wurden verlangt, neue Formen des gemeinsamen Feierns, kreative Lösungen des Notstandes. An Pfingsten 99, so die Gruppe von Priestern und PastoralassistentInnen mit Nachdruck, würden ihre Mitglieder Abendmahl feiern. Was als Ausdruck der Sorge und Aufruf zur Verantwortung entstand, versteht Bischof Koch als Drohung. Die Situation im Bistum ist angespannt.

 

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