Dem Wert der Gemeinschaft wird in kirchlich organisierten Ferienreisen eine grosse Bedeutung zugewiesen. Feriengäste mit Begleitteam 2015. Foto: zVg

Mehr als nur Ferien

Herzlich willkommen zum Vortreffen für die Altersferien! Der Einladung folgend, finden sich an einem Nachmittag im Mai achtzehn Seniorinnen und Senioren im Haus der Begegnung ein. Einige erscheinen zu zweit oder zu dritt, andere kommen allein. Plötzlich ist ein freudiges Lachen zu hören:


«Ach, du bist auch dabei!». Etwas zögerlich wartet noch eine Frau an der Tür und freut sich spürbar, dass ich sie zu dem Platz neben einer Frau führe, die auch zum ersten Mal dabei ist. Nachdem die Tür geschlossen wird, richten sich die Blicke gespannt auf mich und mein Team. Zu dritt werden wir die Seniorinnen und Senioren zu den Altersferien nach Bad Säckingen begleiten. Beim Vortreffen erhalten die Teilnehmenden Informationen zur Reise und sehen zum ersten Mal, mit wem sie die Ferien verbringen werden. Und was noch viel wichtiger ist: Vorfreude entsteht.

Die Altersferien der katholischen Kirche Region Bern sind ein überpfarreiliches Angebot, das wiederkehrend einmal jährlich stattfindet. Angesprochen sind vor allem Menschen im höheren und hohen Lebensalter aus der Stadt und Region Bern. Die Reiseziele liegen meist in der Schweiz oder im Grenzgebiet der Nachbarländer. Je älter Menschen werden, umso mehr erschweren gesundheitliche Einschränkungen es ihnen, soziale Kontakte zu pflegen oder neue zu knüpfen. Tagesunternehmungen und Ferienreisen werden für viele zu einer Herausforderung, die sie ohne Unterstützung nicht mehr bewältigen können oder die zu meistern sie sich nicht mehr zutrauen.
Weitere Gründe, sich für die Altersferien anzumelden, sind Veränderungen im sozialen Umfeld wie der Verlust nahestehender Menschen, die Lust, neue Menschen zu treffen oder etwas Spannendes zu erleben.

So findet sich hier zum Beispiel die 89-jährige Frau, die zeitlebens körperlich sehr aktiv war und bis ins hohe Alter viel gewandert ist, eine starke Beeinträchtigung des Hörens reduziert nun ihre Möglichkeiten zu eigenen Unternehmungen. Ebenso dabei ist jene Frau Mitte 70, die vor einem halben Jahr ihren Mann verloren hat und nach jahrelangen Unternehmungen zu zweit das Unterwegssein vermisst und Gelegenheiten für neue Kontakte sucht. Wiederum andere geniessen das Reisen in Gruppen und tun dies mehrmals im Jahr bis ins hohe Alter. Menschen mit unterschiedlichen Lebenshintergründen und Ferienmotiven finden sich hier zusammen.

Ein entscheidendes Merkmal der Altersferien ist die umfassende Organisation der Reise. So werden Hin- und Rückfahrt, Unterbringung und Mahlzeiten ebenso wie Ausflüge vor Ort organisiert. Viele der Mitreisenden schätzen dies. Eine Frau sagt im Rückblick, «die Organisation wird voll übernommen, und es ist einfach schön zu wissen, dass ich mich um fast nichts kümmern muss». Ebenso wichtig wie eine gute Organisation ist eine umsichtige Begleitung vor Ort. Diese wird durch mehrere Personen geleistet, um auf die verschiedenen Bedürfnisse und Interessen eingehen zu können, das Programm entsprechend auszugestalten und auf Unerwartetes flexibel zu reagieren. Das Wissen darum, sich bei Problemen oder Beschwerden an eine Begleitperson wenden zu können, gibt den Reisenden eine grosse Sicherheit und den Altersferien einen hohen Wert.

Dem Wert der Gemeinschaft wird in kirchlich organisierten Ferienreisen eine grosse Bedeutung zugewiesen. So auch bei uns. Daher finden sich im Programm immer wieder Zeiten, die hierfür vorgesehen sind. Dies sind, ausser den gemeinsamen Mahlzeiten, auch jene Stunden am Morgen oder Abend, in denen gesungen, gespielt, vorgelesen, geturnt oder sich zu einem gewählten Thema ausgetauscht wird. Auch spirituell gestaltete Momente werden bei einer kirchlich organisierten Reise sehr geschätzt. Die Qualität der Gemeinschaft, wie sie sich in Altersferien zeigen kann, beschreibt ein 84-jähriger Mann so: «Mir hat der Umgang in der Gruppe gefallen, wir haben einander wahrgenommen und uns gegenseitig geholfen.»
Altersferien geben viel Gelegenheit, voneinander zu erfahren und zu lernen. Und so kehren die meisten gestärkt und belebt in den Alltag zurück.

Die Altersferien liegen nun schon zwei Monate zurück. Die Eindrücke sind in dem Moment wieder da, in welchem die Seniorinnen und Senioren durch die Tür kommen. Herzlich begrüssen sie einander. Zögerlichkeiten sind heute nicht mehr zu spüren – Vertrautheit prägt die Stimmung, und alle sind gespannt auf das Treffen. Diesmal lassen wir mit einer Bilderschau die gemeinsam erlebten Momente Revue passieren und erinnern uns an die eine oder andere Anekdote. Zum Schluss verabschieden wir uns mit den Worten: «Bis zum nächsten Jahr. Ich bin dabei! So Gott will.»

Maren Galbrecht, Altersarbeit, Fasa

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